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Posts Tagged ‘Climate change’

 Der UN-Klimagipfel Nr. 19. in Warschau ist nun endlich vorbei. Wie üblich ist dabei nichts rausgekommen, was irgendwie unter Klimaschutz verbucht werden könnte. „Immerhin keine Rückschritte“ titelt die Die Süddeutsche. Na schön wär´s. Tatsächlich haben sich ein paar brandgefährliche Entwicklungen verfestigt, die mit etwas Pech den Sargnagel für´s Klima bedeuten. Man muß nur ein bisschen um die Ecke denken…

1. Der Einfluß der Fossil-Lobby nimmt zu

Wenn Klimakonferenzen tatsächlich zum Ziel hätten, das Ende des fossilen Zeitalters einzuläuten, dann müssten es Horrorveranstaltungen für die Fossilbranche sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Halbtote Klimapolitik fetzt den Konzernen und COP 19 in Warschau war mutmaßlich ein besonders schöner Gipfel für die Betreiber großer Dreckschleudern. Denn auf Gastgeber Polen als Blockierer im Klimaschutz ist Verlass, allen voran auf Polens Premierminister Tusk („Die Zukunft der Energie Polens liegt in Braun- und Steinkohle“). Die Branche revanchierte sich schon im Voraus, indem sie die Veranstaltung gleich mit Millionenbeträgen unterstützte.

Mit dabei einige der übelsten Klimasünder wie der polnische Braunkohlekonzern PGE, der Stahlkonzern Arcor Mittal und der französische Stromriese Alstrom. Emirate Airlines subventionierte sogar die Anreise von Konferenzteilnehmern mit 10 % Rabatt. Empörung über den „Gipfel des Lobbyismus“ (TAZ) gab zwar reichlich, aber ansonsten lief die Sache glatt über die Bühne. Symptomatisch war das Statement von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon: „Für eine Lösung des Klimaproblems brauchen wir die Energiekonzerne.“ Diese tagten dann – welch ein Zufall – auch noch gleich um die Ecke beim „International Coal and Climate Summit“ des Weltkohleverbandes (WCA).

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Dreckschleuder von PEG (Polska Grupa Energetyczna): Braunkohlekraftwerk und Tagebau in Bełchatów

Eine derartige ungenierte Präsenz ist nicht nur eine Zurschaustellung der Macht der Konzerne. Es ist ein deutliches Zeichen, wie pathologisch die Lage der internationalen Klimapolitik insgesamt ist. Und ich würde es sogar noch drastischer formulieren. Internationale Klimapolitik ist nicht einfach nur wirkungslos, sondern sie dient inzwischen sogar der Legalisierung der Klimakrise. 1: 0 für die Fossilindustrie.

2. Das Desinteresse der Öffentlichkeit

Ein weiteres Indiz für Veränderung des Kräfteverhältnisse im Klimaschutz ist die magere Berichterstattung der Medien. Was interessieren auch schon immer wiederkehrende Negativmeldungen über faule Kompromisse, wirkungslose Beschlüsse und gescheiterte Gipfel. Im selben Maße wendet sich die Öffentlichkeit ab, nicht nur von der Klimapolitik, sondern vom Klimawandel als Thema an sich. Damit fehlt also auch noch der Druck von unten. Die Folgen spürt auch die  Klimaschutzbewegung. Zwar schafften es  Greenpeace und Co. noch einmal, ein paar hundert Aktivisten auf die Straße zu bringen, aber wie jämmerlich wirkt das im Vergleich zu den massiven Protesten junger Leute in Kopenhagen. Daß die NGO´s diesmal aus Protest schon vorzeitig abreisten, war schon kaum mehr eine Zeitungsmeldung wert. Ein Symptom für deren Hilflosigkeit und schleichenden Bedeutungsverlust. Schuld daran ist die Szene teilweise selbst. Die formale Einbindung in die Klimaverhandlungen hat die NGO´s nun in denselben Sog aus Stagnation und Resignation gezogen. Und anfällig gemacht für den Vorwurf, ihre Präsenz auf der großen Bühne mit der Rolle als politisches Feigenblatt zu erkaufen. Das nagt an der Glaubwürdigkeit und verschiebt die Machtbalance weiter in Richtung der Großkonzerne. Auch das ein indirekter Erfolg der Fossillobby. Daher 2:0.

3. Loss and Damage

Eines der wenigen Verhandlungsergebnisse von Warschau war der Beschluss, einen Kompensationsfond zur Finanzierung von Klimaschäden zu gründen. Dies wurde im Allgemeinen als Erfolg für die Entwicklungsländer bewertet. Nun ja, ich sehe die Sache ein bisschen anders. Theoretisch ist es sicher eine gute Idee, den Wiederaufbau nach Katastrophen wie den Taifun „Haiyan“ durch einen solchen Fond zu finanzieren. Würde die Finanzierung nach dem Verursacherprinzip (polluter-pays-principle) erfolgen, wäre es sogar ein echter Erfolg. Nicht nur rein finanziell. Es würde endlich mal die Haftung für die Folgen des Klimawandels klären. Doch kaum zu glauben, dass dies jemals so kommen wird. Eher wird es ein weiterer fauler Ablasshandel, bei dem sich die Industrieländer die Zustimmung zu  Loss-and-Damage mit Zugeständnissen bei den Reduktionszielen vergolden lassen. Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass die Rechnung wirklich von den eigentlichen Verursachern gezahlt wird. Das wird wohl eher Sache des globalen Steuerzahlers werden.

Und ob es den Menschen in den betroffenen Entwicklungsländern letztendlich wirklich nützt, ist mehr als fraglich. Erfahrungsgemäß ist eher zu erwarten, dass Loss-and-Damage Gelder in den Taschen korrupter Politiker, Bauunternehmer und Hilfsorganisationen landen. Der tolle Nebeneffekt – man verbindet klimapolitische Untätigkeit der Industrieländer mit dem Interesse der Entwicklungsländer an Transferleistungen. Das wird eine Einigung auf Loss-and-Damage sicher beflügeln!

Und last-but-not-least muß sich der Westen nicht mehr mit einer Moraldebatte rumschlagen, wenn mal wieder ein Taifun zuschlägt. Zynischer geht es kaum.

3:0 für die Fossilindustrie

Und wie geht’s weiter?

Die letzten Hoffnungen vieler Klimaschützer ruhen nun auf COP 21 in Paris in 2015, wo es einen neuen Klimavertrag geben soll. Ein solches Abkommen, sollte es tatsächlich Wirkung entfalten, müsste das Ende von Öl, Kohle und Gas einleiten. Um einzuschätzen, wie wahrscheinlich dieses Szenario ist, braucht man nur mal die Wirtschaftsnachrichten lesen.

Zum Beispiel diese von voriger Woche in Spiegel Online:

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Spiegel Online vom 15.11.13

„Der US-Starinvestor Warren Buffett setzt auf Öl und Gas. Sein Unternehmen Berkshire Hathaway kaufte Aktien des weltweit größten börsennotierten Ölkonzerns ExxonMobil im Wert von mehr als dreieinhalb Milliarden Dollar. „

Herr Buffett rechnet offensichtlich nicht mit einem Klimaabkommen. Hoffen wir mal, dass er sich diesmal verrechnet hat….

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Vor wenigen Tagen hat die FDP mal wieder ein Meisterstück inkohärenter Politik abgeliefert.

„Beim Klimaschutz stehen wir zum Ziel, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 % zu senken.“  Um dieses Ziel zu erreichen, wird „die  Finanzierung eines internationalen Klimaschutzabkommen … mit 50% der Versteigerungserlöse abgesichert….Der Emissionshandel soll langfristig auf weitere Sektoren ausgeweitet werden.“  So steht´s auf der Webseite der FDP [1].

Im völligen Widerspruch dazu steht die Realpolitik der Liberalen.

Gerade vor ein paar Tagen wurde eine Novellierung des europäischen Emissionshandels (ETS) unter kräftiger Mithilfe der deutschen Liberalen im EU-Parlament mit 334 zu 315 Stimmen abgelehnt.

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Das EU-Parlament in Straßburg (Bildquelle http://www.europarl.europa.eu)

Das sogenannte backloading sollte den Preis für Verschmutzungsrechte stabilisieren, um den Europäischen Emissionshandel vor dem Kollaps zu bewahren und die Verbilligung von Kohlestrom zu stoppen. Seit der Entscheidung ist der CO2 Preis derweil nochmals um 35 % gefallen. Versteigerungserlöse für den Klimafonds der Bundesregierung wird es damit ebenso wenig geben wie Anreize zur Emissionsminderung bei den Unternehmen.

Sämtliche FDP-Mitglieder sowie die meisten CDUler votierten dagegen, obwohl sich Umweltminister Altmeier für das backloading ausgesprochen hatte. Sicher, es war eine demokratische Entscheidung, die man akzeptieren muß. Jedoch hätte ein deutliches Ja von Kanzlerin Merkel das Votum vermutlich anders ausgehen lassen. Diese hatte das Thema leider weitgehend ihrem liberalen Wirtschaftsminister Rösler, einem klaren Gegner des backloading, überlassen.

Klimapolitisch läuft demnach alles nach dem Geschmack der FDP-Führung. Der umweltpolitische Sprecher der EU-Liberalen, Holger Krahmer, begrüßte erwartungsgemäß die Entscheidung: „Der Emissionshandel ist ein von Politikern künstlich geschaffener Markt. Wahrscheinlich ist das der Grund warum er nicht funktioniert. Der Versuch das System durch punktuelle Eingriffe zu retten, ist aussichtslos. Nebenbei wird in Brüssel das Fehlen eines internationalen Abkommens zum Klimaschutz ignoriert. Die Fortführung europäischer Insellösungen bleibt ohne Einfluss aufs Klima und erhöht das aufgrund der Energiepreise ohnehin schon hohe Risiko der Abwanderung von Industrie aus Europa.“[2]

Eine reichlich verschwurbelte Erklärung mit deutlichen Widersprüchen. Denn nicht der „künstliche Markt“ ist das Problem, sondern der künstliche Überschuss an Verschmutzungsrechten, der nun dank FDP-Votum weiter anwachsen wird. Und die Begründung, dass „punktuelle“ Eingriffe nicht zielführend sind, ist zwar tendenziell richtig, aber das kann nicht als Ausrede herhalten, um das komplette System an die Wand zu fahren. Die einmalige Verknappung von Zertifikaten war von Anfang an nur als Notoperation geplant, um das ETS am Leben zu halten, bis im Rahmen  eines neuen Klimaabkommens ein weltweit einheitliches System geschaffen wird.

Abgesehen von Holger Krahmer hält sich die FDP-Führung jedoch auffällig mit öffentlichen Statements zurück.

So twittert Phillip Rösler nach der Entscheidung nur einige dürre Zeilen: „EP gegen Verteuerung #Emissionszertifikate. Gutes Signal: Klimaziele werden jetzt schon erreicht, keine weiteren Belastungen.“  Das war´s auch schon. kein Facebook-Eintrag, keine Pressemitteilung. Echte Begeisterung klingt anders. Brüderle? Kein Kommentar zu finden.

Man kommt nicht um den Eindruck herum, dass die FDP das Thema nicht weiter hochkochen will. Die Presse hatte sich ohnehin auf die Kanzlerin eingeschossen, so dass man nur in der Deckung bleiben brauchte.

Denn die indirekten Konsequenzen des FDP-Votums sind alles andere als liberale Verheißungen. Durch den niedrigen CO2 Preis steigt nämlich die EEG-Umlage, die wiederum auf den Strompreis umgelegt wird. Außerdem klafft eine Finanzierungslücke im Klimafonds, die nun mit Geldern der staatseignen KfW-Bank aufgefüllt werden soll. Kurz- höhere Kosten für den Verbraucher sind die Folge. Als Wahlwerbung taugt die Entscheidung also nicht.

spiegel

Spiegel vom 14.4.13

Noch kleinlauter, fast reumütig klingt die Einschätzung des umweltpolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion Michael Kauch: Der Emissionshandel ist und bleibt ein zentrales Klimaschutz-Instrument. Daran ändert die heutige Entscheidung nichts. Der Emissionshandel ist in keiner Weise gescheitert. Auch bei niedrigen Preisen erfüllt er sein zentrales Ziel: die Einhaltung der Klimaschutzziele für Industrie und Stromproduktion bis 2020.Dennoch bleibt Handlungsbedarf, wenn man auf die wirtschaftlich tragfähige Umsetzung der Klimaschutzziele nach 2020 schaut.[3]

Irgendwie klingt es ein bisschen, als sei Herr Kauch selbst erschrocken, was man da so verbockt hat.

Denn die Wahrheit ist: Bleibt es bei der Entscheidung, ist der europäische Emissionshandel tot. Und damit ein zentrales Klimaschutzinstrument, dass trotz aller Kritik im Detail keine schlechte Idee ist. Und gerade das backloading wäre eine erste wichtige Korrektur gewesen, bevor man das gesamte System spätestens nach einem neuen Klimaabkommen grundlegend reformieren kann.

Noch gibt es ein bisschen Hoffnung, denn die Entscheidung wurde an die Ausschüsse zurückverwiesen und wird nochmals in 2 Monaten zu Abstimmung gestellt.

Die Entscheidung über das backloading ist übrigens kein Einzelfall. Ob beim Klimagipfel in Doha, bei den Emissionsgrenzen für PKW oder bei der Ökologisierung der EU-Landwirtschaft. Immer häufiger outet sich Deutschland als aktiver Bremser beim Klimaschutz. Und häufig steht die FDP innerhalb der Regierungskoalition als treibende Kraft dahinter. Die Kanzlerin, tendenziell eher positiv zum Klimaschutz eingestellt, überlässt Ihrem Vizekanzler Rösler zunehmend die Hoheit über die Klimapolitik. Umweltminister Altmeier erscheint oft wie ein Statist, der im Sinne des schwarz-gelben Koalitionsfrieden kaltgestellt wird.

 Die Symbolwirkung dieser Politik ist schon jetzt verheerend. Innerhalb der EU sowieso, aber auch international, wo Deutschland immer noch als wichtiges Vorbild gilt. Jeder Bremsversuch wird den ohnehin reichlich unambitionierten Schwellenländern und den USA die Rechfertigung für weitere Jahre der Untätigkeit und gegenseitigen Blockade liefern. Und wichtige Länder wie China, die demnächst eigne Emissionshandelssysteme einführen wollen bzw. dies schon getan haben, könnten diese mit Blick auf das  Schicksal ETS wieder in der Schublade verschwinden lassen. Abgesehen davon – jeder noch so kleine Rückschritt ist ein weiterer Sieg für die Zweifler und Gegner und wertvolle Zeit geht verloren, die es eigentlich schon gar nicht mehr gibt.

Die Prognosen  sind jedenfalls mehr als düster. Die Mehrheit führender Klimaforscher geht davon aus, dass sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 4 bis 5 °C erwärmen wird, wenn es keine radikale Wende in der internationalen Klimapolitik gibt! Gleichzeitig tut man in der Politik noch so, als könnte man selbst für das 2 °C Ziel noch ein bisschen rumtrödeln. Alles der Reihe nach, erst mal die Eurokrise, dann- vielleicht die Klimakrise, so das allgemeine Credo. „Zeit“-Author Frank Diescher wies in einem Artikel vom 4.10. 2012 auf diese gefährliche Naivität der Politik hin. „Der große Selbstbetrug“, so der Titel des Beitrages.

Wie wird eine + 4 °C Welt aussehen? Niemand weiß es genau, aber mit ziemlicher Sicherheit wird es eine sehr lebensfeindliche Welt sein, in der unsere Enkel leben. Vielleicht ja schon unsere Kinder, denn niemand kann genau sagen, ab welchem Punkt der Klimawandel eine irreversible Eigendynamik aufnimmt, die sich nicht mehr stoppen lässt. Schon jetzt gibt es Anzeichen. Die Zahl der weltweit gemessenen Hitzerekorde hat sich jetzt schon gegenüber dem langfristigen Mittel verfünffacht[4].

Führt man sich diese potentiell fatalen Folgen ausbleibender Klimaschutzpolitik vor Augen, dann begreift man auch die globale Dimension der FDP-Blockadepolitik. Es mag sehr übertrieben klingen, aber mit etwas Pech war der 16. April 2013 ein politischer tipping point mit enormen Schadenspotential für unseren Planeten und zukünftige Generationen.

Dass Neoliberale den Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Wachstum nicht wahrhaben können oder wollen, kann man ihnen vielleicht noch verzeihen. Aber ein derart willkürlicher Boykott jeglichen Klimaschutzes, wie ihn die FDP betreibt, das ist schlicht unmoralisch.

 

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Klimaschutz nervt – zumindest die Anhänger freier Märkte. Denn inzwischen wird immer klarer, dass das bisherige neoliberale Wirtschafsmodell direkt in die Klimakatastrophe führt. Klimaschutz braucht Marktregeln. Das kapiert eigentlich jeder, wenn er es denn kapieren will. Es gibt aber auch durchaus Interessen, das Gegenteil zu glauben oder noch konsequenter, gleich den ganzen Klimawandel als Unsinn, Schwindel oder kommunistische Verschwörung zu verteufeln. Vertreter dieser Weltsicht nennt man Klimaleugner oder Klimaskeptiker.

Die „Zeit“ publizierte am  28.11.12 einen vielbeachteten Artikel über professionelle Klimaleugner. Titel: „Die Klimakrieger“[1]. Guardian-Kolumnist George Monbiot spricht in dem Zusammenhang von der „denial industry“ (der Leugner-Industrie).

Ein brandneue Studie australischer Wissenschaftler, publiziert in „Psychological Science“[2] konnte nun belegen, dass das Phänomen Klimaleugnung – neben anderen Verschwörungstheorien –  signifikant häufiger bei Vertretern neoliberaler Überzeugungen auftritt. Klassischer FDP-Klientel also.

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Liberale Politiker- ein Fall für den Psychologen ??? [3]

Ideologische Borniertheit gegen atmosphärische Gesetzmäßigkeiten, einzig, weil diese im „feindlichen“ Lager bei Grünen, Greenpeace und Co. verortet werden? Freilich! Gerade in Wahlkampfzeiten braucht es schließlich Abgrenzung, Profil, Sündenböcke. Destruktive Klimapolitik ist daher ein schlagkräftiges Thema im Kampf um öko-gestresste Wähler und Parteispenden von leidgeprüften deutschen Großkonzernen.

Frontalpolitik gegen die wissenschaftlichen Fakten traut sich die FDP-Spitze dennoch bisher nicht. Zu erdrückend ist die Beweislage, um sich ganz offiziell auf die Seite der Klimaleugner zu schlagen. FDP Fraktionschef Rainer Brüderle argumentiert daher lieber aus ökonomischer Sicht. Klimaschutz soll doch bitte der Markt selbst regeln, auf jeden Fall darf es nichts kosten. Vor EU-Kollegen riet er zu einer „sinnvollen Pause in der Klimapolitik“ und zum “Vorrang wirtschaftlicher Konsolidierung“.

Die Distanz zu waschechten Klimakriegern hält Herr Brüderle dennoch nicht immer ein, wie bei der gemeinsamen Buchvorstellung mit Günter Ederer in Hamburg[4]. Ederer ist Journalist, Autor und Lobbyist und machte einst Schlagzeilen, indem er den „grünen“ Ex-US Vizepräsident Al Gore mit Adolf Hitler verglich. Bei anderer Gelegenheit moderierte Ederer eine Podiumsrunde, bei der Fred Singer, ein Superstar der Klimaleugnerszene, Öl- und Tabaklobbyist,  seine Überzeugungen zu Treibhauseffekt und Ökosteuern zum Besten geben durfte. Ort der Veranstaltung: Der deutsche Bundestag! Eingefädelt hatte die Veranstaltung Paul Friedhoff, MdB der FDP. Normalerweise organisiert die FDP ihre ideologisch-propagandistische Schlacht ums Klima eher aus der 2. Reihe, zum Beispiel mit Hilfe von Holger Krahmer [5], FDP-Mitglied der liberalen Fraktion im EU Parlament. Er ist ausgerechnet umweltpolitischer Sprecher der Fraktion und gleichzeitig ein besonders aktiver Klimakrieger. Seine Homepage[6]  wimmelt nur so von Thesen und Vorschlägen, die ohne Abstriche aus den Federn der Fossilindustrie stammen könnten. So feiert er auf seiner Webseite die Aufweichung der Emissionsgrenzwerte für PKW als „vernünftige Entscheidung“, wettert gegen das Verbot von Glühlampen und warnt vor einer Verschärfung des Emissionshandels. Und vieles mehr. Ein Sammelsurium gängiger Klimaleugner-Argumente. Schizophrenie á la FDP.

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Holger Krahmer, FDP: Rächer der Glühbirne [7]

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Argumentationshilfe holt sich der gelernte Bankkaufmann Krahmer bei einschlägig bekannten Klimaleugnern wie Benny Peiser vom berüchtigten US-Lobbykartell „Heartland Institute[8]. Er und Peiser gaben erst kürzlich eine Broschüre heraus. Titel: „Unbequeme Wahrheiten über die Klimapolitik und ihre wissenschaftlichen Grundlagen“. Eine handliche Gebrauchsanweisung für den Klimakrieg.

Die FDP mit Krahmer als Strippenzieher organisierte außerdem diverse Veranstaltungen mit eindeutiger Zielstellung, unter anderem am 3. Juli 2012 im EU Parlament. Unter dem Titel „Klimaschutz: die politische Überforderung“ referierten dort Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning über ihr umstrittenes Buch „Die kalte Sonne“

Am Juni 2012 richtete Krahmer zusammen mit der FDP Sachsen eine „alternative“ Klimakonferenz in Dresden aus. Bei der Veranstaltung unter dem düsteren Titel „Sind wir noch zu retten? Zwischen Klimakatastrophe und Ökohysterie“ sollte geklärt werden, „ob es denn überhaupt einen Klimawandel, eine globale Erderwärmung gibt, und falls ja, ob diese dann auch tatsächlich durch uns Menschen verursacht wird.“. Um gar nicht erst mit dem wissenschaftlichen Konsens in Berührung zu kommen, lud man denn als Redner auch keinen einzigen Klimawissenschaftler ein, dafür eine  Handvoll der üblichen Verdächtigen aus der organisierten Leugnerszene wie bereits erwähnten Benny Peiser oder den Zoologen Josef Reichholf, der bei CFACT unter Vertrag ist [9] [10]. CFACT ist ein rechtskonservativer US Think Tank, der durch besonders aggressive Antiklima-Rhetorik auffällt und sich großzügiger Finanzierung durch Exxon Mobil & Co. erfreut.

Ebenfalls bei CFACT „unter Vertrag“ ist Steffen Hentrich, hauptamtlich verantwortlich für Umwelt- und Energiepolitik bei der FDP-nahen „Stiftung für die Freiheit“ (ehem. Friedrich-Naumann-Stiftung). Er ist außerdem Mitarbeiter beim Berliner Institut für Unternehmerische Freiheit (IUF) und Autor zahlreicher neoliberaler und klimaskeptischer Blogs wie „Ökowatch“ und „Freie Welt“. Sein 2011 publiziertes Buch „Realitätscheck für den Klimaschutz –Globale Klimapolitik zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Vorschläge für neue liberale Ansätze“ ist Klimabelletristik vom Feinsten. Mitherausgeber des Buches: Holger Krahmer, unser Klimakrieger von den EU Liberalen. Die Kreise schließen sich….doch der Filz wird noch dicker.

Seit 5 Jahren, zuletzt im November 2012 in München, findet regelmäßig eine „Klimakonferenz“ der ganz besonderen Art statt. In gemütlichen Ambiente eines schicken Hotels trifft sich die Elite der deutschen und internationalen Klimaleugnerszene. Die Redner – ein Panoptikum einschlägig bekannter Lobbyisten, Laienprediger und korrupter Wissenschaftler – rekrutieren sich größtenteils aus den Reihen der Veranstalter selbst. Man bleibt gerne unter sich.[12]

cfact1 KopieDie Organisatoren sind die üblichen Lobbybuden wie Heartland Institute und CFACT, das unternehmensnahe Berlin Manhattan Institute (BMI) sowie EIKE [13], ein Jenaer Briefkasten-Verein und bekannteste Adresse der deutschen „denial industry“. Die FDP-„Stiftung für die Freiheit“ war zumindest bis 2011 Sponsor der Veranstaltung.

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CFACT Propaganda [11]

EIKE-Chef Holger Thuss, Mitglied der CDU Jena ist gleichzeitig Europachef von CFACT und Verleger [14] klimaskeptischer Bücher mit martialischen Titeln wie „Öko-Nihilismus“ von Edgar Gärtner oder „Öko-Imperialismus. Grüne Politik mit tödlichen Folgen“ von Paul K. Driessen. Beide Autoren sind ebenfalls auf der Gehaltsliste von CFACT. Holger Thuss´ Aktivitäten sind inzwischen selbst seiner eignen Partei (der CDU) nicht mehr geheuer. Die Jenaer CDU Gruppe jedenfalls distanzierte öffentlich von ihm.

Um so mehr dürfte er sich über den Besuch von Thüringer FDP Prominenz an seinem Stand (Thuss van Riess Verlag) auf Leipziger Buchmesse 2010 gefreut haben. Medienwirksam hält FDP-Mann Patrick Kurth ein Buch des Verlages in die Kamera. Titel des Buches: „Klimahysterie-was ist dran“, Autor: Michael Limburg, „Berater“ bei CFACT, Vize von EIKE.

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Holger Thuss (2.v.l.) mit seinen Freunden von der FDP, Buchmesse Leipzig 2010

Die Pressemitteilung der FDP am folgenden Tag: „Der TvR Medienverlag veröffentlicht im politischen Bereich mit z.T. gesellschaftskritischen Titeln. Kurth konnte sich dabei von dem tollen Einsatz und den interessanten Themen des Verlags überzeugen“ . Alles klar..?

Am Ende bleiben 3 Erkenntnisse:

  1. Klimaleugnung ist keine zufällige Verwirrung, sondern ein lukratives Geschäftsmodell.
  2. Gerade für FDP-Hinterbänkler bietet ein entsprechendes „gesellschaftliches“ Engagement Zukunftschancen in der Lobbyindustrie und federt zudem gegen die Risiken volatiler Wähler und politischer Umschwünge ab.
  3. Es ist unmöglich, dass der ganze Lobbyfilz aus FDP-Stiftung, CFACT, EIKE, Heartland Institute und einzelnen FDP-Funktionären ohne den Segen der Parteiführung existiert.

Insofern bleibt die FDP ihrem Image treu – als randständige Lobbypartei der Konzerne und Bosse.

Ein Klimakiller eben.









[2] Lewandowsky; Oberauer; Gignac: NASA Faked the Moon Landing—Therefore, (Climate) Science Is a Hoax:

An Anatomy of the Motivated Rejection of Science. March26 2013; online

http://pss.sagepub.com/content/early/2013/03/25/0956797612457686.abstract

[3] Quelle: Facebookseite von P. Rösler

[4] Vorstellung des Buches „Träum weiter Deutschland“; mehr dazu auf klimaretter: http://www.klimaretter.info/politik/nachricht/8163-bruederle-hofiert-klimaskeptiker

[8] Lobbyismus im Dienst der Tabak-, Chemie-, Energiekonzerne

[9] Abk. für Committee for a Constructive Tomorrow

[10] weitere Redner der Konferenz: Prof. Dr. Knut Löschke, Leipzig; Prof. Dr. Joseph Reichholf, München, Prof. Dr. Bodo Sturm, HTWK Leipzig; Dr. Benny Peiser, London; Michael Miersch, München. (Quelle: http://www.fdp-fraktion-dresden.de/termine-1026.html)

[12] wie z.B.  H.J. Lüdecke (EIKE), H. Thuss (EIKE, CFACT), C. Monckton (CFACT), F.-K.Ewert (CFACT, EIKE), W. Müller (CFACT, EIKE, IUF, Ex-F. Naumann Stiftung)

[13] Europäisches Institut für Klima und Energie; mehr Infos zu EIKE: https://michaelsclimate.wordpress.com/2011/03/07/eike-ein-institut-stellt-sich-vor/

[14] TvR Verlag Jena

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Der 18. Klimagipfel in Doha ist erwartungsgemäß gescheitert. Oder sagen wir lieber plangemäß, denn ein Weltklimavertrag war ohnehin erst für 2015 vorgesehen. Mal abgesehen von ein paar verzweifelten Inselstaaten und Entwicklungsländern gab es auch sonst kein Interesse an irgendwelchen Fortschritten. Die Nach-mir-die-Sintflut- Politik der vergangenen Jahre ist inzwischen zum Standard geworden. EU-Klimakommisarin Hedegaard nennt es „Kontinuität“. Das Umweltbundesamt spricht sogar von „wichtigen Weichenstellungen“. Ein deutliches Zeichen, dass die Erwartungen an die UN-Klimadiplomatie inzwischen so mager sind wie ein somalisches Rindviech.

Immerhin, das Kyoto-Protokoll wurde verlängert, was irgendwie besser ist als nichts. Zumindest für die Optimisten und Naiven. Ansonsten eher belanglos im Sinne des Klimaschutzes. Leidensverlängerung für ein klinisch totes Abkommen, mit dessen Legitimierung die Fossilindustrie sich ein paar weitere Jahre entspannen kann. Und es wird munter weiter gebohrt, gebaggert und gefrackt. Ganz nebenbei stellt man die Klima-Uhr endgültig auf 5 nach zwölf.

Um all die verdorrenden und absaufenden Länder nicht völlig zu ignorieren, beschloss man außerdem ein paar Finanzspritzen für die am stärksten betroffenen Länder.  Damit kann dann zum Beispiel Kiribati seinen Umzug nach Fiji bezahlen, während die Industrieländer mit geringstem Einsatz  ihr schlechtes Gewissen los sind. Toll, wie dieser Ablasshandel immer wieder funktioniert. Und das alles aus der Portokasse!

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Kiribati: Säuft zwar ab, aber alles halb so wild. Deutschland hilft ja beim Umzug. (Bildquelle: Google Images)

Für akute Klimafolgen wie Naturkatastrophen soll außerdem zukünftig ein separater Geldtopf bereitstehen. „Loss-and-Damage“ nennt sich die entsprechende Verhandlungsrunde. Das ist ein ganz besonders cleveres Geschäftsmodell. Denn Dürren und Überschwemmungen richten nicht nur Schaden an, sondern schaffen auch neue Märkte. Ganze Industrien profitieren, wenn es irgendwo kracht und siecht,  zum Beispiel durch Lebensmittelexporte in Hungergebiete, durch den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur oder generell durch die Beseitigung struktureller Marktbarrieren in Folge eines Desasters. Das besonders „Schöne“ daran – finanziert wird dies vom globalen Steuerzahler, nicht vom Verursacher. Das kennt man doch schon irgendwo her…

Nur um nicht falsch verstanden zu werden. Auch ich halte es für moralisch geboten und dringend notwendig, armen Länder bei der Bewältigung von Klimaschäden beizustehen. Aber ohne eine gleichzeitige Trendwende bei den Emissionen und die konsequente Dekarbonisierung der Weltwirtschaft wird ein entfesselter Klimawandel ohnehin alles in Frage stellen. Und dann wird das Motto sein: Rette sich, wer es selbst bezahlen kann.

M.S.

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Der UN-Klimavertrag von Rio erweist sich als zahnloser Papiertiger mit fatalen Folgen für die Menschheit. Ob fahrlässige Fehlkonstruktion oder perfide Absicht – er ist die Ursache für die Malaise internationaler Klimapolitik. Jetzt hilft nur noch ein kompletter Neustart. Und ein Ende des Klimagipfelzirkus.

Eine Klimakonferenz im OPEC-Land Katar wirkt ungefähr so deplaziert wie eine Erotikmesse im Petersdom. Gläserne Wolkenkratzer, künstliche Inseln und die gigantische Infrastruktur der Ölindustrie – bräuchte es noch Sinnbilder für die Verschwendungssucht der Menschheit und der Macht der Petrodollars, so fände man sie hier. Und wer schon mal ein Blick die Welt von morgen werfen möchte, der braucht nur ein paar Kilometer aus der Stadt rausfahren. 40° C im Schatten, wobei es nirgends Schatten gibt. Ausgedörrte Einöde so weit das Auge reicht.

Tolle Kulisse für großes Kino also. Und genau der richtige Zeitpunkt für einen allerletzten Klimagipfel.

https://i0.wp.com/www.conservapedia.com/images/1/11/Industrial_Gas_Oil_Qatar.jpgClick for the original image

(Quelle: Google Images)

Vor genau 20 Jahren unterschrieb die Weltgemeinschaft die Klimarahmenkonvention, vor 15 Jahren wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen, in diesem Jahr endet es. Was wurde bis dato erreicht? Nichts oder sogar noch weniger. Die Emissionen sind trotz Wirtschaftsflaute auf einem Rekordniveau, Klimaschutz gilt weitläufig als teure Ökospinnerei, ein verbindlicher Klimavertrag steht in den Sternen. Selbst ambitionierte Länder wie Deutschland und Brasilien fallen derweil zurück in egoistische Interessenpolitik, während die Blockierer mehr und stärker werden. So wundert es auch nicht, dass selbst kleine Fortschritte  inzwischen wieder kassiert werden. Gleichzeitig schwindet die letzte Hoffnung auf eine Trendwende, während sich die schlimmsten Befürchtungen zur Gewissheit verdichten. Ein Temperaturanstieg  von 4° C gilt inzwischen als wahrscheinlich. Kaum vorstellbar, was dies wirklich bedeutet. Schon jetzt schmilzt die Arktis dahin. Bei derzeit 0,8 °C über dem Durchschnitt.

Fazit: “Total defeat, no moral victories.” , wie es Bill McKibben¹ ausdrückte.

Deswegen mein Vorschlag, auch wenn es nach Häresie klingt: In Doha sollte man die UN-Klimapolitik in Würde beerdigen. Die Klimarahmenkonvention war von Anfang an zu vage, zu unverbindlich und zu unambitioniert. Zu viele „Strickfehler“. Der eigentliche „Killer“ war jedoch das Konsensprinzip. 193 Staaten sollten einstimmig das Ende von Öl und Kohle beschließen! Die OPEC, Russland, die Vereinigten Staaten inklusive. Wer hat eigentlich je an diesen Unsinn geglaubt? Das wäre dasselbe, als wollte man McDonalds das Bulettenbraten verbieten.

Dann also lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Um dieser historischen Niederlage einen würdigen Rahmen zu verleihen, könnte man den Klimavertrag von Rio zum Beispiel an der Gasfackel einer Ölplattform verbrennen. Und der Emir von Katar könnte dazu eine Trauerrede halten. Das wäre von seiner Seite nicht einmal zynisch, denn auch er müßte traurig sein. Zu schön war „business-as-usual“, legitimiert durch eine wirkungslose Klimadiplomatie und die fatale Naivität der Klimaschutzbewegung.

Die Lehre aus der Geschichte?

Im besten Fall bleibt die Erinnerung an 20 schicke Klimakonferenzen mit teilweise hohem Urlaubswert. Bali, Cancún, Marrakesch.…Wer nicht dabei war, sieht wohl eher 20 verschwendete Jahre im Glauben an eine schöne Illusion. Doch noch bitterer wäre es, sollte folgende Vermutung wahr sein: Die Klimarahmenkonvention war nicht nur ein Dokument mit ein paar fahrlässigen Mängeln, sondern ein von vornherein bewusst kalkuliertes Blockadeinstrument jener Länder, die ihre Interessen von Klimaschutz bedroht sahen. Und bis heute hat das niemand gemerkt. Ein ungeheuerlicher Verdacht, aber was spricht eigentlich dagegen?

So oder so, bitte macht einfach Schluß mit Klimagipfeln!

¹ Bill McKibben ist Gründer der Organisation 350.org.

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Der US-Wahlkampf ist vorbei, Obama hat gewonnen und alle Klimaschützer atmen auf. Das ist falsch! Denn das Siechtum internationaler Klimapolitik und die Illusion eines „grünen“ Kapitalismus werden damit weitergehen.

Ein kontroverser Beitrag zur Klimadebatte:

Amerika ist ein Albtraum für Klimaschützer. Das Land hat die dritthöchsten CO2 Emissionen pro Kopf, international agiert es als Blockierer von Klimaabkommen. Tonnenschwere Allradfahrzeuge, fleischlastige Ernährung und Konsumwahn gelten als „way of life“. Und keine Besserung in Sicht, im Gegenteil. Die Klimadebatte in den USA ist festgefahren in ideologischer Erstarrung und Ignoranz. Klimaschutz gilt weitläufig als kommunistische Verschwörung und als Vernichter von Arbeitsplätzen.

Mit Romney wäre alles nur noch schlimmer geworden, so die Meinung unter Klimaschützern. Kurzfristig ja-langfristig nein, behaupte ich. Man mag mich für diese Gedanken für verrückt erklären, aber die bittere Wahrheit ist doch die folgende:

Klar, Romney hätte die Blockade der Klimaverhandlungen verschärft, er hätte die amerikanische Umweltbehörde EPA abgeschafft, die Pipeline zur Ausbeutung kanadischer Ölsande genehmigt, die Entstehung grüner Industrien zugunsten der Öl- und Kohlelobby unterdrückt etc.. Kurz, das Thema nationaler wie internationaler Klimapolitik wäre für mindestens 4 weitere Jahre auf Eis gelegt und die Emissionen der USA wie global weiter ungebremst angestiegen.

Aber was war und ist an Obama´s Klimaschutzpolitik wirklich besser? Auch Obama steht für die Verschwendungssucht und den Ölhunger des „American Way of Life“. Auch er ist letztendlich ein Produkt der Wallstreet. Auch er hat den Klimaschutz klammheimlich beerdigt. Er schürt lediglich die Hoffnung auf eine schleichende „grüne“ industrielle Revolution und tendenziell größere Kompromissbereitschaft zugunsten eines internationalen Klimaabkommens.

Dennoch oder gerade deswegen- das Siechtum internationaler Klimapolitik wird einfach weitergehen. Der Unterschied zwischen den beiden Kandidaten: Obama ist Pflegestufe 3 , Romney ist Palliativstation.

Dabei braucht es eine Politik ganz anderer Dimension, um die kommende Megakrise eines sich selbst beschleunigenden Klimawandels noch irgendwie im Zaum zu halten. Dringend nötig wäre eine rasche Dekarbonisierung der Wirtschaft, die Abkehr vom neoliberalen Wachstumszwang, die Aufgabe nationaler Interessen- und Klientelpolitik zugunsten globaler Gerechtigkeitspolitik. Und Amerika als dessen Vorreiter.

Die Realität ist business-as-usual, während die Klimabombe tickt.

Deswegen braucht es dringend ein radikales Umdenken und das Ende zweier großer Illusionen.

1. Das Ende der Illusion, dass es jemals eine globale und ambitionierte Klimapolitik geben wird, die der Dynamik und den Folgen des Klimawandels gerecht wird.  

2. Und es braucht das Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells, für das insbesondere die USA als zweifelhaftes Vorbild dienen.

Diese Einsicht wird sich weder durch kollektive Vernunft, noch durch die Warnungen einer kritischen Minderheit und schon gar nicht durch eine moderate Politik á la Obama durchsetzen.  Zu groß ist die Macht von Big Oil & Co., der Einfluss von Marketing und Medien und die Gewohnheit der Konsumenten. Und zu groß die Versuchung der Umweltorganisationen, auf eine Wende der kleinen Schritte zu hoffen und weitere Jahre für Systemkosmetik zu vertrödeln.

Was es braucht, ist ein radikaler Wandel, ein neues Gesellschaftsmodell auf der Basis eines konsequenten Humanismus, globaler Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Oder als Umkehrschluss, es braucht den  Kollaps des neoliberalen Modells als Verursachers der Klimakrise.

Warum aber sollte in diesem Sinne nun ausgerechnet Romney die bessere Wahl sein?

Das „alte“ Amerika ist ein zerrissenes, an sich selbst krankendes Land. Gigantische Militärausgaben, ein dramatisches Defizit öffentlicher Finanzen, ein drohender Handelskrieg mit China, eine aufgeblähte Finanzindustrie, ideologischen Grabenkämpfe, extreme Ungleichheit von Einkommen und Eigentum, demokratische Institutionen in den Händen von Lobbyisten und Wall Street, eine bedrohliche Schieflage seiner Handelsbilanz etc. Die Krise ist systembedingt und wird definitiv schlimmer, fraglich ist nur der Zeitpunkt des Kollapses. Romney hätte den ökonomischen und sozialen Selbstmord Amerikas höchstwahrscheinlich um einiges beschleunigt. Und damit das Ende an den Glauben der neoliberalen Wachstumsideologie.

Auch wenn es zynisch klingt- im Sinne der Klimakrise ist dies eine große Chance. Je schneller der Ruin, um so schneller die Chance zur radikalen Reform. Dieses Land, wie auch der Rest der Welt,  braucht nicht nur eine Reform seiner Institutionen und politischen Kultur, es braucht eine komplette Generalüberholung seiner Werte, eine kulturelle Revolution. Ob die USA dabei endgültig als ökonomische Supermacht untergehen oder als Vorreiter einer postkapitalistischen Gesellschaft wiedergeboren werden, steht in den Sternen. So oder so, es wird dem Rest der Welt eine unmissverständliche Botschaft vermitteln.

Die Frage ist nur, ob es für Klima und Ökosysteme bis dahin noch nicht zu spät ist.

Und deshalb hätte das Klima lieber Romney gewählt.

M. Schwarz

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Nachdem ich schon ein paar Artikel über EIKE geschrieben habe und mir deren Vize nett für die „kostenlose Internetwerbung“ gedankt hat, ist es Zeit für einen etwas grundsätzlicheren Artikel über dieses angebliche Institut.

Das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Jena/Thüringen. Auch wenn der Name etwas anderes suggeriert, EIKE ist weder ein wissenschaftliches Institut noch hat es eine derartige Infrastruktur. Es gibt weder ein Gebäude noch eine Postanschrift. Allerdings ein Postfach, dass sich EIKE mit der Europafiliale der US-Lobbyorganisation Commitee for a Constructive Tomorrow (CFACT) und dem Thuss & van Riesen Verlag (TvR) teilt. Vorsitzender von CFACT Europe und TvR ist EIKE-Chef Holger Thuss.

Das Postfach 110 111. Da passt ´ne Menge rein!

Laut eigner Aussage hat EIKE weniger als 100 Mitglieder [1], größtenteils ältere Ingenieure und Professoren im Ruhestand [2]. Eine Ausnahme ist der Vereinsvorsitzende selbst. Holger Thuss ist promovierter Historiker.

Vorraussetzung zur Vereinsmitgliedschaft ist der „Vollbesitz geistiger und seelischer Kräfte“ (laut Vereinssatzung).

Die klimatologische Expertise von EIKE beschränkt sich auf einige pensionierte Meteorologen im „Fachbeirat“.

Anerkannte wissenschaftliche Publikationen von EIKE gibt es nicht.

Die Mission

Die Mission von EIKE ist der Kampf gegen Klimaschutz und die Anzweiflung des menschengemachten Klimawandels. Innerhalb der Skeptikerszene profiliert sich EIKE -leicht größenwahnsinnig- gerne als Alternative zur „Mainstream“-Forschung (wie z.B. NASA, PIK Potsdam, Max Planck Institute, AWI Bremerhaven).

Offizielles Motto: „Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit. Umweltschutz ja! Klimaschutz nein!“

EIKE gehört damit klar zur sogenannten „denial industry“ [3], professionellen Lobbyorganisationen, die von der „Fossilindustrie“ in den Kampf gegen Klimaschutz geschickt werden. Strategie dieser Lobbygruppen ist die systematische Verbreitung von Fehlinformationen in der Öffentlichkeit, um Zweifel am anthropogenen Klimawandel zu streuen. Dazu gehört auch die Diffamierung von Forschungsinstituten und Wissenschaftlern, von Umweltverbänden und Medien, die Pro-Klimaschutz agieren. Der Klimawandel wird als „Religion“ bezeichnet, Klimaschützer als „Ökofaschisten“ und „Hysteriker“ etc. betitelt.

Man selbst bezeichnet sich gerne als „Klimarealisten“.

Ideologische Ausrichtung

Allein die Rhetorik vieler EIKE Artikel zeugt von einer hohen Affinität zu neoliberalem  Gedankengut.

Die Angst vor Marktregulierung, „grünem Kommunismus“ und der Untergang der deutschen Industrie durch Klimaschutz sind häufige Konnotationen. Das typische Feindbild von EIKE sind Wissenschaftler wie Stefan Rahmsdorf  vom PIK Potsdam [4], Journale wie „Nature“, die UNO, „Alt-linke“ Journalisten und NGO´s wie Greenpeace. [5]

Viele EIKE-Autoren zeigen durch ihre Äußerungen außerdem eine auffällige Affinität zu Atomkraft und fossiler Großtechnologie und gleichzeitig eine geradezu phobische Abneigung gegenüber Windkraft und Photovoltaik.

Ausreichend Anhängerschaft ist mit dieser Rhetorik garantiert, da sie prächtig mit der Geiz- und Hysteriebereitschaft von „Grünenhassern“, Autofetischisten, Windkraftgegnern und Verschwörungsanhängern korreliert.

In ihrem missionarischen Eifer und der Bereitschaft zu extremer Polarisierung erinnert EIKE an US-amerikanische Vorbilder wie die Tea-Party oder den rechten US-Senator von Oklahoma, James Inhofe.

Finanzierung/ Lobbyismus

„Der Verein EIKE verfolgt seinen satzungsmäßigen Vereinszweck unabhängig von politischen Parteien, Religionsgemeinschaften, sonstigen Verbänden, Vereinen und Organisationen.“

So steht es in der Satzung, die neuerdings nicht mehr auf der Webseite zugänglich ist [6]. Vermutlich aus gutem Grund, denn die personellen Verflechtungen von EIKE Mitgliedern mit anderen Organisationen zeichnen ein völlig anderes Bild als die angebliche Unabhängigkeit.

 

Holger Thuss ist die zentrale Schaltstelle dieses Netzwerkes, in dem wirtschaftliche Interessen, politische Seilschaften und persönliche Verbindungen eng miteinander verfilzt sind. Er ist der Vorsitzende von EIKE, Inhaber des Thuss & van Riesen-Verlages (TvR) und Europachef von CFACT (Commitee for a Constructive Tomorrow), nebenbei noch Mitglied der CDU Jena und Thüringer Chef der „Paneuropa-Union“.

Die entscheidende Schnittstelle ist die enge Verflechtung von EIKE mit CFACT, einer US-amerikanischen Lobbyorganisation, die von US-Öl- und Minenkonzernen gesponsert wird. Außer dem Chef selbst sind nahezu alle wichtigen EIKE Mitglieder gleichzeitig bei CFACT „unter Vertrag“ [7]. Die Doppelmitgliedschaften sowie zahlreiche gemeinsame Aktivitäten sind derart auffällig, dass man EIKE getrost als eine Tochterorganisation von CFACT ansehen kann.

CFACT wurde für seinen Kampf gegen Klimaschutz in den vergangenen Jahren u.a. von Exxon Mobil mit 587.000  US$,  von der Sarah Scaife Foundation mit 175.000 US$, von der Carthage Foundation 1,105 Mio. US$ (beides Stiftungen der Öl-, Uran- und Aluminiumindustrie) „belohnt“ [8]. Und dies sind nur die offiziell bekannten Spenden, die nach amerikanischen Gesetz offengelegt werden müssen.

Auch sonst gibt es jede Menge Kungelei. So veranstalten EIKE und CFACT gemeinsam eine jährliche „Klimakonferenz“ in Berlin ( siehe unten) und man teilt sich regelmäßig einen Stand bei Klimakonferenzen wie in Kopenhagen, Bonn, Cancun. [9]

Der TvR-Verlag ergänzt die Interessen- und Personalunion von EIKE/CFACT durch die Publikation klimaskeptischer Bücher, deren Autoren – wie soll es anders sein- selbst Mitglieder von EIKE und/oder CFACT  sind. Zusätzlich werden die meisten dieser Bücher „mit freundlicher Unterstützung von CFACT“ gedruckt [10] und können praktischerweise gleich über die EIKE-Webseite erworben werden. Sicher eine clevere Marketingstrategie, denn schließlich ist die EIKE Homepage die zentrale Plattform der deutschen Klimaskeptikerszene [11].

Insgesamt also eine clevere Aufgabenteilung. CFACT sorgt für die Petrodollars, EIKE für die Publicity und TvR bedient den Markt mit dubiosen Werken, die sonst eher zum Ladenhüter würden.

Klimabelletristik des TvR-Verlages auf der Leipziger Buchmesse (mit Holger Thuss, 2.v.l. und Vertretern der FDP Jena)

Weitere Verbindungen von EIKE/CFACT bestehen häufig zu industrienahen Stiftungen und Lobbyorganisationen, u.a. zum neoliberalen Berlin Manhattan Institut“ (BMI). Das BMI steht politisch der FDP nahe und co-sponsert und organisiert seit 2008 die jährliche „Internationale Klimakonferenz“ von EIKE und CFACT in Berlin. Die meisten der Redner rekrutieren sich aus EIKE/CFACT Kreisen. Anerkannte Klimawissenschaftler sind auf den Konferenzen nicht vertreten [12], dafür aber Interessenvertreter der Schwerindustrie, wie z.B. 2010 Lutz Peters, u.a. Mitglied des Aufsichtsrats der Choren Industries Freiberg (Petrochemie) oder Dieter Ameling, Ex-Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Unter den politischen Parteien hat die FDP die größte Affinität zu EIKE Positionen.  So wurde EIKE Pressesprecher Ewert am 15.09.10 vom FDP Mann P. Friedhoff in den Bundestag eingeladen, um dort über die angebliche  CO2-Lüge referieren.  Die FDP-nahe Stiftung für die Freiheit unterstützt klimaskeptische Positionen durch Publikationen und Veranstaltungen (link, link).

Etliche EIKE/CFACT Mitglieder sind oder waren bei der Stahl-, Kohle- und Energiewirtschaft unter Vertrag (siehe Kapitel „Wichtige Leute bei EIKE“)

Hier das EIKE/CFACT Kartell in der Übersicht:

„ EIKE ... unabhängig von politischen Parteien, Religionsgemeinschaften, sonstigen Verbänden, Vereinen und Organisationen.“??????

EIKE-“Wissenschaft“

„Wissenschaftliche“ Artikel sind der „Markenkern“ von EIKE. Dabei handelt es sich durchweg um pseudowissenschaftliche Abhandlungen, die keiner Überprüfung durch einen Experten standhalten würden. Durch eine Fülle von Grafiken und Formeln schafft man jedoch ein „Gefühl“ von Seriosität, auf die ein Laie leicht reinfallen kann. In der Skeptikerszene werden die Artikel deshalb gern und häufig zitiert.

Qualitätskriterien, wie peer-review (durch anonyme Gutachter), empirische Datenerhebung, Aktualität und statistische Absicherung, wie sie bei echten wissenschaftlichen Publikationen üblich sind, werden bei EIKE nicht eingehalten.

Eigne Forschung betreibt EIKE gar nicht, denn schließlich fehlt jegliche Forschungs-Infrastruktur.

Durch verschiedene Methoden schafft man es, den Artikeln eine gewisse Plausibilität einzuhauchen. Die gängigsten Tricks sind Datenselektion, Vergleich ungleicher Zeitskalen, Mißinterpretationen, falsche Statistikanwendung, Verwendung irrelevanter Fakten . Hier einige im Einzelnen (Beispiele in Klammern):

  • „Gefühlte“ Argumente statt harte Daten (CO2-Anteil „nur“ 0,039 %)
  • Falsche räumliche u./o. zeitliche Skala (lokale Wettereffekte wie kalte Winter in Europa)
  • Irrelevante Aussagen (CO2 Gehalt vor 250 Mio. Millionen Jahren zehnmal so hoch wie heute)
  • Selektive Überbewertung bzw. Unterschlagung kausaler Zusammenhänge (Anteil Sonnenaktivität/Treibhausgase am Klimawandel)
  • Vergleich unterschiedlicher Zeitskalen (natürliche Warmzeiten vs heutiger Klimawandel)
  • Gezielte Überbetonung wissenschaftlicher Kontroversen (Wolkenbildung in Klimamodellen)
  • Selektive Zeitskalen („Abkühlung seit 1998“)
  • Suggerieren unzulässiger kausaler Zusammenhänge (Die Eisbärenpopulation wächst =keine arktische Erwärmung??)
  • Benutzung punktueller Daten (Wachstum einzelner Gletscher)

 

Eine sehr gute Zusammenfassung zu den klassischen Leugnerargumenten gibt es beim Umweltbundesamt, link

EIKE-Mitgliedern „verhilft“ offensichtlich schon die Zugehörigkeit zum Verein zu klimatologischer Expertise. So redete der Elektroingenieur M. Limburg (EIKE-Vize) in einer Talkshow von „den Kollegen“ vom IPCC [13]. Und Lord Monckton (EIKE-Fachbeirat) rechnet sogar eigne „Klimamodelle“ auf seinem Home-PC! [14]. Monckton ist ohnehin ein Profilneurotiker und Profi-Hochstapler. Er „erfand“ sogar ein Wundermittel gegen AIDS, Multiple Sklerose, Basedow und Schnupfen!!! (link)

Top 10 der skurrilsten EIKE-Artikel

 

Neben pseudowissenschaftlichen Beiträgen veröffentlicht EIKE eine Fülle   völlig obskurer Pamphlete und Verschwörungstheorien.

Der einzige gemeinsame Nenner ist der Kampf gegen etablierte Klimaforschung, gegen Klimaschutz und erneuerbare Energien, aber auch gegen Wärmedämmung, Elektromobilität und intelligente Stromnetze.

Zum Thema Umweltschutz findet sich trotz des offiziellen Mottos so gut wie nichts.

Hier eine kleine Auswahl. Anbei ein kurzes Zitat aus dem jeweiligen Text als „Appetithäppchen“

1. Lutz Niemann: Wie viele Menschenleben kostet erneuerbare Energie?

„Vollends harmlos erscheint auf den ersten Blick die Nutzung von Biomasse. Tatsächlich ist jedoch der gefährlichste Beruf hierzulande derjenige des Forstarbeiters.“

2. NZZ: Der Golf von Mexiko wird nicht sterben!

„Die ökologischen Folgen von Ölunfällen werden systematisch überschätzt.“

3. Kowatsch: Angeblich immer heissere Sommer!

„Ich habe nun die Grafik eigenhändig um 6 Jahre erweitert und dabei versucht, die einzelnen Jahre einzutragen. Auch der Laie erkennt nun den starken Temperaturrückgang in diesem letzten Jahrzehnt.“

4. Jansen: Teures Wohnen in der Thermoskanne!

„Die Gelassenheit durch Einsicht in das Unvermeidbare, das Herunterregeln der Raumtemperatur um ein paar Grad und die Investition in wärmende Socken, Unterhosen und Pullover sind nicht nur viel billiger sondern auch gesünder als jeder … Umbau des eigenen Hauses…“

5. Kipp: Wird in Kopenhagen die Gründung einer Weltregierung beschlossen?

„Also letztendlich haben jene Kommunisten, die sich durch die Berliner Mauer direkt in die Umweltschutzbewegung gedrängt haben, die Greenpeace übernommen haben,…. jetzt die Zügel in der Hand. Sie werden der Welt eine kommunistische Weltregierung aufzwingen.“

6. Bronik: Kohle: Eine großartige natürliche Ressource!

„Diese Woche gab es noch deutlichere Rauchzeichen aus Washington, welche den Himmel der Umweltschützer und Klimaretter deutlich verdunkeln dürften.“

7. Frey: Große Windparks: Ihr Einfluss auf das Klima und ihre Verlässlichkeit!

„Der Übersetzer ist Diplom-Meteorologe, Fachrichtung Synoptik. Er hat sich in seiner Studienzeit auch näher mit Klimatologie befasst.“

8. M. Limburg: Globale Erwärmung? Rekord- Schneefall in Las Vegas

Es war der schlimmste Sturm seit 30 Jahren. Knapp 8 cm Schnee wurden vorhergesagt und der würde sich auf die Palmen und Kasinos des berühmten Las Vegas Strip legen.“

9. Lüdecke: Renaissance der Kernenergie, Teil I

Bündnis90/Die Grünen … Das Grundcredo und der Gründungsauftrag dieser Partei ist die rückwärtsgewandte Verneinung als konsequente und mit demagogischen Mitteln betriebenen Verteufelung der sichersten, wirtschaftlichsten und nachhaltigsten Energiequelle [der Kernenergie], die der Menschheit jemals zur Verfügung stand.“

10. Beck: Kippt die CO2-Kurve auf Mauna Loa?

Die CO2 Konzentration gemessen auf Mauna Loa ( Keelingkurve) zeigt mit den Daten bis März 2008 einen deutlichen Abfall.

Aktivitäten

Das zentrale Forum von EIKE ist ihre Webseite, auf der mehrmals wöchentlich diverse Artikel von Vereinsmitgliedern oder Gastautoren veröffentlicht werden. Es gibt zwei Sparten: Klima und Energie.

Kommentare zu den Artikeln werden üblicherweise von Michael Limburg (Kürzel: M.L.) betreut. Kritische Kommentare werden häufig nicht zugelassen oder nicht beantwortet. (selbst getestet).

Im Internet werden EIKE Artikel häufig über andere klimaskeptische blogs weiterverbreitet bzw. dort zitiert, u.a. vom Meissner Neonazi Heubaum auf seinem blog „Widerhall“.[16]

In letzter Zeit schafft es EIKE immer häufiger ins Fernsehen wie z.B. H. J. Lüdecke am 11.1.2010 in eine MDR Sendung und Michael Limburg am 9.12.2010 in eine Talkshow bei Phoenix.

EIKE Pressesprecher Ewert tingelt recht aktiv durch Deutschland und hält Vorträge zum „Klimaschwindel“, meist bei CDU- und FDP Ortsgruppen.

Am 26.07.2009 veröffentlichte EIKE einen offenen Brief an Angela Merkel, in dem sie aufgefordert wird, ihre klimapolitische Position zu überdenken und sich von ihrem Klimaberater Schellnhuber zu trennen. Hier einige Zitate aus dem dubiosen Text:

„…aus der Geschichte können wir lernen, dass oft der Zeitgeist die Entwicklung der Gesellschaften bestimmt hat; mancher hatte schlimme oder gar schreckliche Auswirkungen.“

„Politiker suchen zu Beginn ihrer Laufbahn ein Thema, mit dem sie sich profilieren können. Als Umweltministerin haben Sie das verständlicherweise auch getan. Sie haben den Klimawandel entdeckt, und er wurde Ihnen zur Herzensangelegenheit. Dabei ist Ihnen ein folgenschwerer Fehler unterlaufen, was angesichts dieses Metiers gerade Ihnen als Physikerin nicht hätte passieren dürfen.“

Der Brief wurde von H. Thuss und F.K Ewert verfasst und von 417 Unterstützern unterzeichnet (link). Die Liste der Unterstützer ist in 77 „Wissenschaftler“ und 338 „Besorgte engagierte Bürger“ unterteilt.  Für den Status als „Wissenschaftler“ reicht es offensichtlich aus, ein Uni-Diplom zu besitzen. In späteren statements (link) „mutierten“ auf wundersame Weise dann auch noch die „besorgten Bürger“ zu Wissenschaftlern, darunter Schüler, Beamte, KFZ-Sachverständige etc.

Wichtige Personen bei EIKE

 

Holger Thuss:

  • Historiker, Verleger, Netzwerker, Profi-Lobbyist, schreibt wenig eigne Artikel
  • übersetzte “Eco-Imperialism: Green power – black death” von  Paul Driessen ins Deutsche
  • Mitgliedschaften: EIKE (Vorsitz), CFACT Europe (Vorsitz), TvR-Verlag (Eigentümer), Paneuropaunion (Vorsitz Landesgruppe Thüringen), CDU Jena
  • Zitat: „Es ist praktisch irrelevant, ob in der Antarktis der Temperaturdurchschnitt um zwei Grad steigt oder sinkt. Es ist immer noch weit unter Null. Ja, das ist dem Pinguin egal und das ist der grönländischen Bevölkerung wahrscheinlich auch egal.“ (in ZDF „Frontal 21“, 7.12.10)

Michael Limburg:

  • Elektroingenieur i. R.
  • Administrator und Moderator der EIKE-Webseite, v.a. der Kommentare, selbst aktiver Autor
  • Mitgliedschaften: EIKE (Vize), CFACT (senior advisor), International Climate Science Coalition (klimaskeptische Lobbyorganisation )
  • Autor von „Klimahysterie-was ist dran?“, TvR Verlag Jena
  • Zitat: „Es muss ihnen viel Freude machen, Mitbürger, die bei Öl-,Strom- Kohle …Firmen in Lohn und Brot stehen…, zu verunglimpfen“. (Kommentar als Reaktion auf meinem Blogpost „Klimaleugner in Jena“)

„Lord“ Christopher Walter Monckton :

  • Kolumnist, Puzzle-Erfinder, Profi-Hochstapler, Politclown
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), Science and Public Policy Institute, International Climate Science Coalition (beides klimaskeptische Lobbyorganisationen)
  • Fälschlicherweise von EIKE unter Cambridge University geführt. Dort hat er früher studiert.
  • Deklarierte sich selbst zum Nobelpreisträger (link) und „erfand“ ein Mittel gegen AIDS, Multiple Sklerose u.a. (link).
  • Zitat: zum Absturz eines NASA-Satelliten am 2.2.10 : ‚‚Not greatly to my surprise – indeed I predicted it – the satellite crashed on take-off because the last thing they want is real world hard data“ = „Nicht zu meiner großen Überraschung-tatsächlich hab ich es vorrausgesehen- der Satellit ist abgestürzt, weil es das letzte ist was sie [die NASA] wollen, nämlich echte harte Daten“ [link]
  • weitere links: Sourcewatch , Wikipedia

Prof. Dr. Dieter Ameling:

  • Dipl.-Ing., Technische Universität Clausthal, Stahl-Lobbyist
  • arbeitete in leitenden Positionen bei Krupp, Thyssen, Saarstahl
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), bis 2008: Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Vorsitzender des Stahlinstitut VDEh , Bundesverband der Deutschen Industrie (Repräsentant NRW)
  • weitere links: Wikipedia , Handelsblatt

Friedrich Karl Ewert:

  • emeritierter Prof. für Geologie, Kernenergie-Lobbyist
  • sehr aktiv, hält Vorträge in Schulen und öffentlichen Veranstaltungen
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), Rotary Club Bad Driburg
  • bestes Zitat: „Denken Sie meinetwegen an die Kreuzfahrer, denken Sie an die Hexenverbrennungen, denken Sie an die Judenvergiftungen [sic], und so was alles, das ist auch immer von Wissenschaftlern bestätigt, sagen wir mal verteidigt worden, nicht?“ (zu einem ZDF Reporter, Sendung „Frontal 21“ vom 7.12.10, link )

Hans Labohm:

  • Ökonom, freier Autor, Profi-Lobbyist
  • selbsternannter (!) „IPCC Expert Reviewer“ ohne jegliche wissenschaftliche Qualifikation (link)
  • arbeitete früher bei der OECD und für Tech Central Station (Lobbyorganisation, u.a. finanziert von Exxon Mobil)
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), VVD (Hollands rechtsliberale Partei)

Richard S. Courtney

  • Professor für Geologie, Kohlelobbyist
  • Mit-Herausgeber von „CoalTrans International“ (wichtigstes Journal der Kohleindustrie)
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), Sprecher der British Association of Colliery Management (Gesellschaft für Grubenmanagement), Mitgründer der European Science and Environment Forum (Tochterorganisation von TASSC, amerikanische Tabaklobby)
  • links: Sourcewatch

Robert „Bob“ Carter:

  • Professor für Marine Geophysik
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), Gründungsmitglied New Zealand Climate Science Coalition (klimaskeptische Lobbyorganisation)
  • Artikelschreiber für Tech Central Station (Lobbyorganisation, u.a. finanziert von Exxon Mobil)
  • Zitat: „I don’t think it is the point whether or not you are paid by the coal or petroleum industry“. („Ich denke nicht, dass es der Punkt ist, ob man von der Kohle- oder Ölindustrie bezahlt wird oder nicht”) . [Quelle:   Sourcewatch]
  • links: ExxonSectrets

Hans Joachim Lüdecke:

  • emeritierter Professor für Informatik und Physik
  • Mitgliedschaften: EIKE (Pressesprecher), CFACT (Senior Advisor)
  • Autor des Buches: „CO2 und Klimaschutz“

Klaus-Eckart Puls

  • Dipl. Meteorologe i.R.
  • Ex-Chef des Wetteramtes Leipzig
  • Mitgliedschaften: EIKE (2. Pressesprecher)

Helmut Alt:

  • emeritierter Prof. für Elektrotechnik, FH Aachen
  • arbeitete lange für RWE
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), Kerntechnische Gesellschaft e.V.(Ehrenmitglied), Bürger für Technik (Pro-Atom-Verein, Mitgliedschaft unklar, schreibt jedenfalls viele Artikel), Autor bei Energiefakten (Webseite, größtenteils Pro-Klimaschutz??!!)
  • eher ein Kernkraftbefürworter und Windkraftgegner als ein „echter“ Klimaleugner

Edgar Gärtner:

  • Hydrobiologe, freier Autor,
  • Mitgliedschaften: EIKE (Fachbeirat), CFACT (Senior Advisor), bis 2007: Direktor des Centre for the New Europe (marktliberale Lobbyorganisation, erhielt Spenden von Exxon Mobil [Quelle: Sourcewatch , ExxonSecrets ]
  • Autor von „Öko-Nihilismus. Eine Kritik der Politischen Ökologie“, erschienen beim TvR-Verlag

Sonstige Artikel und Quellen zu EIKE

Quellen/Erklärungen

1 „Die Zeit“ vom 26.11.2010, link

2 z.B. Mitglieder des Fachbeirates,  i.R. bedeutet in Rente, link

3 Der Begriff stammt von George Monbiot, Kolumnist beim „Guardian“, link

4 Stefan Rahmsdorf, Ozeanologe am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, in Wikipedia. Er betreibt den blog „Klimalounge“

5 EIKE über Greenpeace, link, link, link

6 Jedoch auf der alten, link

7 gelistet bei  CFACT Europe: Limburg, Labohm ;   gelistet bei  CFACT (US, mother organisation): Thuss, Courtney;   als „senior advisers“ von CFACT bei der UNFCCC Klimakonferenz (S. 70): Monckton, Ewert, Ameling, Lüdecke, Gaertner

8 Quelle: Sourcewatch zu CFACT

9 link zur UNFCCC Teilnehmerliste: Bonn 2010, S. 57, Cancun 2010, S. 22

10 z.B. Michael Limburg: „Klimahysterie-was ist dran“, Edgar Gärtner: „Ökonihilismus-Eine Kritik der politischen Ökologie“, Argus: „Die Klimakatastrophe – was ist wirklich dran?“ ; siehe Webseite TvR-Verlag

11  laut Umfrage des Blogs „Die Klimazwiebel“, link

12  Henrik Svensmark kann man evtl. noch als anerkannten Klimatologen gelten lassen, obwohl die meisten Klimaforscher seine Thesen nicht akzeptieren.

13 in der Phoenix  Sendung am 9.12.10; IPCC= International Panel for Climate Change

14 in einem Gespräch mit mir bei der Klimakonferenz in Bonn 2010, hier mein Artikel dazu

15 link ;  als pdf Letter_to_McCain,  S. 3, unterer Abschnitt: “His contribution to the IPCC’s Fourth Assessment Report in 2007 – the correction of a table inserted by IPCC bureaucrats that had overstated tenfold the observed contribution of the Greenland and West Antarctic ice sheets to sea-level rise – earned him the status of Nobel Peace Laureate.“

16  link zu Heubaums Blog.  Er veröffentlichte auf seinem blog „Widerhall“ den EIKE-Aufruf an Merkel. Der Brief wurde ihm „zugeschickt“ (O-Ton)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hier ein Artikel der „Zeit“ vom 26.11: ( als pdf)

Klimagipfel in Cancún Die Gehilfen des Zweifels

Vor dem Klimagipfel in Cancún: Vor allem die Leugner des Klimawandels spürten im vergangenen Jahr Aufwind. Die Wissenschaft muss mehr denn je überzeugen.

© Reto Stöckli/Goddard Space Flight/Nasa

Satellitenbild der ErdeSatellitenbild der Erde

An einem frostigen Herbstabend erreicht der Kampf um den Klimawandel Neustadt an der Waldnaab. Die Gemeinde nahe der tschechischen Grenze schmückt ein schönes Barockschloss und eine weniger schöne Stadthalle. Dort auf der Bühne steht Horst-Joachim Lüdecke und nippt an einem Glas Sprudel. »CO2, ein Schmutzgas?«, fragt er lächelnd. »Von wegen, ich trinke das gerade.« Erste Gluckser im Saal. Angekündigt wurde Lüdecke als »unabhängige Stimme«, eingeladen hat ihn der Wirtschaftsclub Nordoberpfalz.

Seit vor einem Jahr der Klimagipfel von Kopenhagen scheiterte und gehackte E-Mails von Klimaforschern mit vermeintlichen Fälschungsbelegen durch die Medien rauschten, spüren Leugner und Skeptiker der Erderwärmung Aufwind. Vor allem im Internet sind sie allgegenwärtig – und treffen offenbar einen Nerv bei Leuten, die die Nase voll haben vom Klimagerede; oder bei jenen, die wegen der sich erwärmenden Erde ihr Leben nicht ändern mögen.

Es ist paradox: 2010 häuften sich besorgniserregende Forschungsergebnisse zum Klimawandel, die Experten werden immer sicherer in ihren Vorhersagen. Doch immer weniger Menschen hören ihnen zu. In den USA glauben laut einer Umfrage des Pew Research Center nur noch 59 Prozent der Bevölkerung, dass sich die Erde erwärmt – und bloße 34 Prozent teilen den wissenschaftlichen Konsens, dass der Mensch die Ursache ist (vor vier Jahren lagen die Werte noch bei 79 beziehungsweise 50 Prozent).

Und nur zwei Drittel der Deutschen halten die Prognosen von Klimaforschern noch für verlässlich. Das sehen nicht nur Forscher und Umweltverbände mit Sorge, selbst die Deutsche Bank veröffentlichte im September eine Broschüre mit Argumenten gegen den »zunehmenden Lärm« der Skeptiker.

In den USA gehört das Leugnen der menschengemachten Erderwärmung in manchen Kreisen zum guten Ton, die Republikaner boten bei den Senatswahlen im November bis auf eine Ausnahme nur Kandidaten auf, die den wissenschaftlichen Konsens bestritten. Von so viel Abwehr ist Deutschland weit entfernt, aber Zweifel am Klimawandel machen sich auch hier breit, sogar in den schwarz-gelben Regierungsfraktionen.

An der Verbreitung des Zweifels arbeitet auch Horst-Joachim Lüdecke. Der Gastredner im oberpfälzischen Neustadt ist emeritierter Professor für Physik und Informatik, seinen Zuhörern stellt er sich aber als »Klimaforscher« vor. Lüdeckes geistige Heimat ist das 2007 gegründete Europäische Institut für Klima und Energie (kurz: Eike) in Jena. Dahinter verbirgt sich ein Verein mit Postfachadresse und einer Internetseite. Motto: »Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit«. Wissenschaftliche Angestellte hat Eike nicht, dafür aber einen Präsidenten, laut Satzung bis zu zwanzig Vizepräsidenten und zwei Pressesprecher – einer davon ist Lüdecke.

Er und andere Eike-Leute ziehen über Land, putzen Klinken bei FDP- und CDU-Ortsgruppen, bei Rotariern, dem Verband Deutscher Ingenieure, bei Thyssen-Krupp – oder eben beim Wirtschaftsclub Nordoberpfalz. Was er an diesem Abend vortrage, behauptet der Emeritus, seien wissenschaftliche Fakten darüber, warum Mensch und Klimawandel nichts miteinander zu tun hätten. So verweist Lüdecke auf den winzigen CO2-Anteil in der Atmosphäre. 0,038 Prozent könnten ja wohl keine große Wirkung haben. Er sagt, dass sich das Klima auch ohne Menschen immer gewandelt habe. Seine Sätze enden mit: »Ich kann sie beruhigen« oder »Die Ungewissheiten sind unglaublich«.

Im Publikum sitzen Unternehmer, Bürgermeister, lokale Honoratioren im Janker und ein mit Orden behängter Oberstleutnant. Kaum jemand merkt, dass Lüdecke veraltete Berichte zitiert, dass er Unsicherheiten behauptet, die es nicht mehr gibt, und Fakten unterschlägt, die ihm nicht passen. So präsentiert der Professor eine Grafik zur Eisschmelze am Nordpol, die stabile Verhältnisse suggeriert. Lüdeckes Kniff: Er zeigt die Sommer- und Winterschwankungen erst seit dem Jahr 2002. Dass im Langzeittrend das Eis drastisch abschmilzt, sagt er nicht.

Gegen Ende bricht Lüdeckes missionarischer Eifer durch, als er gegen ein angebliches Verschwörungskartell zu Felde zieht. Die Medien seien »selbstgleichgeschaltet« und »links-grün-besetzt«, die Wissenschaft bekomme Forschungsgelder, wenn sie Beweise für die »Klimakatastrophe« liefere, die Forscher wiederum berieten die Politik, und die beschere den Stromversorgern prächtige Einnahmen durch die Förderung grüner Energien. Als der Bürgermeister von Weiden mit den Worten »so ein Schmarrn« türenknallend den Saal verlässt, kommt kurz Unruhe auf. Doch die Mehrheit der Anwesenden beklatscht den Redner. Man lobt den »klaren Vortrag des Professors« – und dass man endlich mal gehört habe, was einem das Kartell der Großkopferten in Medien und Politik vorenthalte.

In Potsdam, im Einstein-Wissenschaftspark auf dem Telegrafenberg, sitzt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vor seinem Rechner und seufzt. »Im Internet gibt es inzwischen eine Vorherrschaft der Klimaskeptiker«, sagt er. »Dort kann ein Laie kaum noch vernünftig recherchieren.« Skeptiker gebe es zwar, seit er Klimaforschung mache, »aber im letzten Jahr sind sie in die seriösen Medien durchgebrochen.« Dass dies just zur Klimakonferenz in Kopenhagen geschah, sei kein Zufall, meint Rahmstorf. Der Professor am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zählt zu den weltweit führenden Ozeanografen. Gemeinsam mit einigen Kollegen kontert er im Internetblog KlimaLounge Skeptikerthesen und fehlerhafte Medienberichte, manche halten ihn deshalb für übereifrig. Spaß mache ihm das nicht, sagt Rahmstorf, aber er sehe keine Alternative; egal, wohin er komme, in Behörden, der Politik, den Führungsetagen der Wirtschaft – überall kursierten Skeptikerargumente.

Tatsächlich kann das Bezweifeln der Erderwärmung für Unternehmen mit klimaschädlichen Produkten ein bequemer Ausweg aus der Rechtfertigungsfalle sein. Mitarbeiter von E.on, Bayer und BASF in den USA haben in diesem Jahr mindestens 70.000 Dollar an klimaskeptische Politiker gespendet. BASF lud kürzlich zu einer Führungskräfteschulung Björn Lomborg ein, jenen dänischen Statistiker, der die Risiken des Klimawandels für übertrieben hält, über dessen unseriösen Umgang mit Fakten aber inzwischen dicke Bücher geschrieben wurden (The Lomborg Deception, Yale University Press 2010).

Auch ein Spitzenmanager des Stromriesen RWE ließ sich kürzlich auf einem Kongress von Bergbauingenieuren über »die durchaus fundierten Zweifel« am menschengemachten Klimawandel aus. Vor allem aber die Kohlelobby schürt Zweifel an der Erderwärmung: Im Jahresbericht 2009 des Gesamtverbands Steinkohle liest man, der Klimawandel sei schon gebremst. Als Beleg zitiert der Verband aus einem US-Fachjournal: »Beobachtungen zeigen, dass der globale Temperaturanstieg sich in der letzten Dekade verlangsamt hat.« Das Zitat ist korrekt – doch im Original folgt eine wissenschaftliche Erklärung, warum diese Daten eben kein Ende des Klimawandels bedeuten.

Sieben Argumente der Skeptiker

1. Das Klima hat sich immer geändert Stimmt, aber frühere Klimaänderungen beruhten auf natürlichen Ursachen, etwa Verschiebungen der Erdachse, und sie gingen viel langsamer vonstatten als heute. Den Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte können Wissenschaftler nur durch menschliche Einflüsse erklären: So führte etwa die massenhafte Verbrennung fossiler Rohstoffe zur Freisetzung großer Mengen CO, die in der Atmosphäre den natürlichen Treibhauseffekt verstärken. 

2.
2. Die Sonne ist schuld am Klimawandel Falsch. Zwar schlagen sich Veränderungen der Sonnenaktivität tatsächlich im Erdklima nieder. Nach Ansicht von Forschern ist aber nur etwa ein Zehntel der heutigen Erderwärmung auf die Sonne zurückzuführen, anderslautende Behauptungen halten einer Prüfung nicht stand. Mindestens während der vergangenen fünfzig Jahre wurde dieser natürliche Faktor durch menschliche Einflüsse überlagert. 

3.
3. Seit 1998 erwärmt sich die Erde nicht mehr, der Klimawandel hat gestoppt Ein Trugschluss. Temperaturschwankungen zwischen einzelnen Jahren sind nur natürlich. Doch das Klima ist, salopp gesagt, der 30-jährige Durchschnitt des Wetters ­ und die Durchschnittswerte zeigen weiter nach oben. Das vergangene Jahrzehnt wirkt nur deshalb relativ kühl, weil 1998 das El-Niño-Phänomen die langfristige Erwärmung noch verstärkte und dies ein außergewöhnlich heißes Jahr war. Die folgenden fielen dahinter etwas zurück, aber insgesamt betrachtet war die vergangene Dekade erneut wärmer als das vorherige Jahrzehnt ­ und sie war die wärmste jemals registrierte! 

4.
4. Die berühmte »Hockeystick«-Kurve war eine Fälschung Nein. 1998 veröffentlichte der US-Forscher Michael Mann eine erste Version dieser Grafik zum Temperaturverlauf der letzten Jahrhunderte. Die zugrunde liegende statistische Methode hatte aber Defizite, der Griff des Hockeyschlägers erschien zu flach. Eine überarbeitete Fassung (siehe unten) ­ und viele andere Berechnungen ­ bestätigen jedoch Manns Grundaussage: Temperaturdaten lassen darauf schließen, dass es niemals in den vergangenen tausend Jahren so warm war wie heute. 

5.
5. Selbst eine Verdoppelung von CO in der Atmosphäre hätte nur eine Erwärmung um etwa ein Grad Celsius zur Folge Eine geschickte Untertreibung. Die direkte Wirkung von zusätzlichem Kohlendioxid in der Atmosphäre ist zwar in der Tat begrenzt. Doch sein Anstieg löst zahlreiche indirekte Wirkungen (»Feedbacks«) aus. So steigt durch CO der Gehalt von Wasserdampf in der Atmosphäre, was starke, weitere Erwärmung bedeutet. Es wird auch mehr Wolken geben. Deren Wirkungen aufs Klima sind komplex. Wolken haben sowohl kühlende als auch wärmende Effekte, und Skeptiker betonen die Kühlwirkung. Doch die starken Klimaschwankungen der Erdgeschichte deuten darauf hin, dass die Feedback-Effekte insgesamt stark sind ­ und die Klimaskeptiker falschliegen. 

6.
6. Hohe CO-Konzentrationen in der Atmosphäre traten früher nach einer Erwärmung auf; Kohlendioxid ist also Folge, nicht Ursache von Klimawandel Dieses Argument beruht auf einer Vermischung urzeitlicher und moderner Phänomene. In Zyklen von Zehntausenden von Jahren erwärmte sich die Erde infolge orbitaler Ver ände rungen, die so erwärmten Ozeane setzten mit einigen Hundert Jahren Verzögerung große Mengen CO frei ­ was den Klimawandel dann weiter beschleunigte. Die gegenwärtige Situation ist grundlegend anders: Die zusätzlichen Treibhausgase in der Atmosphäre sind nachweislich vom Menschen verursacht und nicht Resultat einer vorherigen Erwärmung. 

7.
7. Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel Falsch. Natürlich gibt es auch beim Thema Erderwärmung Akademiker mit abweichenden Meinungen. Die Klimaskeptiker jedoch kommen meist nicht aus der Klimaforschung, sondern aus fachfremden Gebieten. Im Jahr 2009 ergab eine Umfrage der University of Illinois unter mehr als 3000 Geowissenschaftlern, dass rund 90 Prozent von ihnen sicher sind, dass der Mensch das Klima aufheizt. Besonders groß war übrigens die Zustimmung unter Klimatologen (bei Geologen aus der Erdölbranche betrug sie hingegen nur 47 Prozent). Allgemein gilt: Je informierter ein Forscher, desto besorgter ist er in der Regel über den Klimawandel. 

Dass solche Argumente auf offene Ohren stoßen, hat auch mit der Glaubwürdigkeitskrise zu tun, in die die Wissenschaft vor einem Jahr geschlittert ist. Nachdem der E-Mail-Verkehr der britischen Climate Research Unit (CRU) gehackt wurde, war in vielen Blättern von Fehlern in der Klimaforschung zu lesen. Auch der Weltklimarat IPCC, der 2007 noch den Friedensnobelpreis erhielt, geriet in die Kritik, als in einem seiner Reports ein peinlicher Fehler entdeckt wurde.

Weniger ausführlich wurde über die Aufklärung dieser Vorwürfe berichtet. So hat sich nach diversen Untersuchungen die »Climategate«-Affäre in Luft aufgelöst. Verschiedene Gremien bemängelten zwar eine Wagenburgmentalität einzelner Wissenschaftler oder lasche Kontrolle und Ineffizienz in den IPCC-Gremien. Die jeweiligen Forschungsergebnisse selbst wurden jedoch nicht beanstandet.

Am Ende blieben von vielen Vorwürfen lediglich zwei: eine falsche Jahreszahl im IPCC-Bericht zum möglichen Schmelzen der Himalaya-Gletscher (2035 statt 2350) sowie eine fehlerhafte Prozentangabe zu überflutungsbedrohten Gebieten in Holland (die von der niederländischen Regierung falsch zugeliefert worden war).

Der Internationale Rat der Wissenschaftsakademien (IAC) hat inzwischen Verbesserungen an den Arbeitsroutinen des IPCC vorgeschlagen, und die britische Wetterbehörde will künftig alle Klimadaten öffentlich zugänglich machen. Keiner der Vorwürfe berührte die Kernaussagen des IPCC. Trotzdem kursieren die vermeintlichen Skandale bis heute tausendfach in Internetblogs.

In einem Punkt haben Skeptiker recht: Nicht alle Details der Erderwärmung sind geklärt. Doch ein hochkomplexes System wie das Klima wird wohl niemals zu hundert Prozent verstanden sein. Der Weltklimarat IPCC oder auch die britische Royal Society benennen in ihren Reports ausdrücklich, worüber »breite Übereinstimmung« der Forscher besteht und was »wichtige Unsicherheiten« sind: Zum Beispiel weiß die Wissenschaft noch zu wenig über den Einfluss der Wolkenbildung.

Üblicherweise wogen solche Debatten jahrelang durch die Fachjournale, ehe sie geklärt sind. »Dieses Hin- und Herrütteln findet inzwischen im grellen Licht der Öffentlichkeit statt«, sagt Hartmut Grassl, der 71-jährige Doyen der deutschen Klimaforschung. Die Skeptiker picken sich aus solchen Debatten die Unsicherheiten heraus. Mit der wissenschaftlichen Grundtugend der Skepsis, mit sachlicher Kritik und Prüfung, hat das wenig zu tun.

Der Hamburger Klimaforscher Hans von Storch hat in einer Internetumfrage in die Szene hineingehorcht. Zwei Drittel der Skeptiker erklärten da, sie hielten den Stand der Forschung für nicht ausreichend, um irgendwelche Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen – sie lehnen also eigentlich die Klimapolitik ab. Damit, sagt Storch, seien sie die »Speerspitze eines allgemeinen Unwohlseins«. Verständlicherweise scheuten viele Menschen die tiefen Einschnitte in den gewohnten Lebensstil, die wegen des Klimawandels anstünden.

Dieses Unwohlsein wird in den USA von einer professionellen Kampagnenmaschinerie gefördert. Als Anfang der neunziger Jahre die Beweise für den Klimawandel deutlicher wurden, gründeten Auto-, Erdöl- und Kohlekonzerne Organisationen mit wohlklingenden Namen wie Global Climate Coalition oder Information Council on the Environment. Sie machten sich in Zeitungsanzeigen über Klimaforscher lustig: »Manche sagen, die Erde erwärmt sich. Manche sagten auch, die Erde sei eine Scheibe.« Über Jahre finanzierte der Ölriese Exxon mit Millionensummen konservative Thinktanks wie das Heartland Institute, die mit scheinobjektiven Publikationen Zweifel an der Erderwärmung schürten.

Die Strategie sei alt und bewährt, schreibt die kalifornische Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes in ihrem neuen Buch Merchants of Doubt (Bloomsbury Press 2010). »Wenn Leute glauben, die Wissenschaft streite sich noch, dann werden sie keine Politik unterstützen, die auf dieser Wissenschaft basiert.« Nach diesem Muster hätten Firmen schon den Zusammenhang von Zigarettenrauch und Krebs bestritten, die Ursachen des Ozonlochs, die Risiken des Pestizids DDT oder eben heute den Klimawandel. »Zweifel ist unser Produkt«, beschrieb 1969 ein Tabakmanager in einem internen Memo den Kern der Strategie.

Eines der effektivsten Mittel sei, so Oreskes, irgendwelche Akademiker aufzubieten, die vom Mainstream abweichende Meinungen vertreten. Fast automatisch gelange man damit in die Medien, weil es eine der Grundregeln des angelsächsischen Journalismus sei, immer auch die Gegenseite zu präsentieren. Detailliert zeichnet Oreskes in ihrem Buch nach, wie zu verschiedenen Themen dieselben »Experten« – etwa der prominente US-Klimaskeptiker Fred Singer – als Zeugen der Industrieposition auftraten.

Dank Holger Thuss sind ein paar Tropfen dieser Welle auch nach Deutschland geschwappt. Der Präsident und Gründer von Eike arbeitete vor Jahren für die US-Lobbygruppe Cfact. Von dort, sagt CDU-Mitglied Thuss, habe er die Idee für Eike mitgebracht. Anders als Cfact bekomme Eike aber kein Geld von Konzernen. Es gebe nur private Kleinspender und weniger als hundert Mitglieder. Das Geld reiche gerade, um einmal im Jahr eine Konferenz auszurichten. 2009 kam das Buffet noch aus dem Supermarkt, dieses Jahr kann man sich erstmals einen Caterer leisten.

Die Tagung, die kommende Woche im Berliner Maritim-Hotel stattfindet, zeigt, dass Eike trotz obskurer Thesen erfolgreich an einem Netzwerk baut. Auf der Rednerliste steht mit Dieter Ameling der ehemalige Präsident des deutschen Stahlindustrie-Verbandes. Mitveranstalter der Tagung ist das marktradikale Berlin Manhattan Institut für unternehmerische Freiheit – das hat zwar auch nur ein Ein-Mann-Büro, sein Beirat voller Wirtschaftsprofessoren vermittelt aber Seriosität. Auf der Einladung wird zudem die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung genannt (die aber auf Anfrage betont, die Tagung nicht aktiv zu unterstützen).

Vor allem in der FDP gibt es eine Affinität zum Thema. Die Naumann-Stiftung war bereits mehrfach Mitveranstalter von Skeptikerkonferenzen. »Es ist ein grundliberales Prinzip, wirklich alles zu hinterfragen«, erklärt Michael Kauch, der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, und setzt gleich hinzu: »Die Klimaskeptiker haben in der FDP aber jede Abstimmung zur Klimapolitik haushoch verloren.« Wenn er über seine Parteigenossen spricht, klingt Kauch etwas amüsiert. »Libertäre – nicht Liberale! –neigen zu Klimaskeptizismus, weil sie eine kollektivistische Verschwörung vermuten.«

So meinen manche FDP-Wirtschaftspolitiker, auf Basis des bisherigen Wissensstandes dürfe man die Industrie nicht allzu sehr belasten. Als die Bundesregierung vor ein paar Wochen die Ökosteuerprivilegien der energieintensiven Industrie kürzen wollte, lud ein FDP-Abgeordneter Eike-Leute und den US-Amerikaner Fred Singer zum Fachvortrag ein. In einträchtiger Runde saßen nicht nur Lobbyisten der Gießerei- und der Aluminiumbranche dabei, sondern auch Marie-Luise Dött, die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU. Statt den Klimaskeptikern zu widersprechen, lobte sie Singers Vortrag als »sehr, sehr einleuchtend«.

Spricht man mit ihr über den Abend, erzählt sie freimütig, dass sie seit 30 Jahren mit einem der Wortführer von Eike, dem pensionierten Geologie-Professor Friedrich-Karl Ewert, befreundet sei. Und je länger sie redet, desto mehr klingt sie selbst wie jemand von Eike. Klimawandel habe es immer gegeben, sagt sie, aber »aus irgendwelchen Gründen« laufe er jetzt schneller ab. Klar, »CO2 spielt eine Rolle, aber auch viele andere Dinge, Sonnenflecken zum Beispiel«. Sie finde es auch »verdächtig, wenn sich alle immer nur auf den IPCC berufen«. Ihr Fachreferent ist im Laufe des Gespräches blass geworden, jetzt schaltet er sich ein: »Der IPCC ist für unsere Politik schon der Maßstab.« Dött schüttelt den Kopf. Sie vertraut offenbar eher ihrem Freund von Eike.

Wie kann die Klimaforschung auf diese sich verbreitende Skeptikerhaltung reagieren? »Wir müssen unsere Erkenntnisse besser erklären«, sagt der Klimaforscher Hans von Storch. Die Forscher dürften nicht beleidigt sein, wenn man ihnen Vertrauen entziehe, sondern müssten aktiv an dessen Wiedergewinnung arbeiten. So schlägt von Storch vor, zu wichtigen Streitpunkten gemeinsam mit Kritikern Experimente zu definieren – deren Ausgang dann beide Seiten anerkennen müssten.

Von Storch, den viele Skeptiker wegen solcher Vorschläge für einen der ihren halten, macht sich jedoch über die Erfolgschancen seiner Idee keine Illusionen. Zweimal habe er sich Skeptikertagungen angesehen, »das Niveau war größtenteils katastrophal«. Vielen dort gehe es vor allem ums Verbreiten vorgefasster Meinungen. »Ein wirkliches Interesse an einer Diskussion war nicht zu erkennen.«

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TAZ-Artikel vom 26.11.10:

Klimawissenschaftler wehren sich

Schwur gegen Verschwörer

Seit Jahren werden Klimaforscher mit absurden Behauptungen diskreditiert – oft ist dabei Politik im Spiel. Jetzt fangen die Wissenschaftler an, sich zu wehren. VON BERNHARD PÖTTER

Hinter dieser Himmelsfassade in Peking steckt ein ganz normales Kraftwerk. Hinter Berichten über Klimawandellügen steckt oft Blödsinn. Foto: dapd

Vier Wochen vor dem Klimagipfel von Kopenhagen schlug die Nachricht im November 2009 ein wie eine Bombe: Interne E-Mails führender Klimawissenschaftler zeigten angeblich, wie diese ihre Daten manipulierten, Informationen verweigerten und missliebige Kritiker mundtot machten. Schnell entstand der Name „Climategate“, ein angeblicher Beweis, dass übel gesinnte Wissenschaftler mit schlechten Daten unnötigen Klimaschutz durchboxen wollten. Dann musste auch noch der UN-Klimarat IPCC einen peinlichen Zahlendreher in seinem 4. Klimabericht einräumen, der das Abschmelzen der Himalajagletscher bis 2035 statt korrekt bis 2350 voraussagte.

Ende 2009 war die Klimakonferenz in Kopenhagen gescheitert und der gute Ruf der Klimawissenschaften ruiniert. Ein Jahr später, vor dem wichtigen Gipfel im mexikanischen Cancún, sind die Anschuldigungen aus „Climategate“ vollständig widerlegt. Daten sind nicht manipuliert worden, die Forschungsergebnisse nicht zu beanstanden, haben voneinander unabhängige Studien des britischen Parlaments, der University of East Anglia, der Penn State University und die internationalen Dachorganisation der Wissenschaftsakademien herausgefunden. Diese Freisprüche waren den Medien höchstens Randnotizen wert. Nach dem Kalkül der Klimaskeptiker: Ein Skandal wird entdeckt und mit viel medialem Theaterdonner verkündet, der politische Schaden ist erreicht.

Doch jetzt wehren sich die Wissenschaftler. Sie wollen sich nicht mehr von einer Allianz aus Journalisten, selbst ernannten Experten und abweichenden Meinungsführern als Verschwörer und Versager beschimpfen lassen. So meldeten sich Ende Oktober 700 Klimaexperten auf den Aufruf der „American Geophysical Union“, für Experteninterviews mit Medien zur Verfügung zu stehen. An der St.-Thomas-Universität im US-Staat Minnesota wird eine Art schnelle Eingreiftruppe von Wissenschaftlern geplant, die extra in klimaskeptischen Sendungen und konservativen Shows auftreten sollen. Die Blogosphäre war bisher beherrscht von den teilweise absurden Behauptungen der Skeptiker. Hier haben unter anderem der WWF zusammen mit der UN-Foundation das „Project on Climate Science“ gestartet: Die Website listet seriöse wissenschaftliche Papiere und Kontakte auf, die Klimaschützer nehmen selbst Kontakt mit Journalisten auf.

Im Frühjahr sprachen 225 US-Wissenschaftler, unter ihnen elf Nobelpreisträger, in der Zeitschrift Science von einer „McCarthy-artigen Verfolgung unserer Kollegen, basierend auf Unterstellungen und unsinnigen Verallgemeinerungen, der Belästigung durch Politiker, die ablenken wollen, um vom Handeln abzuhalten, und der unverblümten Lügen, die über Wissenschaftler verbreitet werden“.

In Deutschland wandten sich Wissenschaftler um den Chef des „Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung“, Hans Joachim Schellnhuber, gegen „haltlose und verlogene Angriffe auf den Klimaschutz“. Explizit nannten sie den Artikel „Die Wolkenschieber“, im März dieses Jahres im Spiegel erschienen. Der Text habe „kompletten Unfug“ enthalten und „einen der staubigsten Ladenhüter im Diskreditierungsgeschäft hervorgekramt“. In Frankreich forderten im April über 400 Klimaexperten von der Wissenschaftsministerin ein Machtwort gegen „Anschuldigungen und Lügen“, mit denen ihre Arbeit in der letzten Zeit überzogen worden sei.

„Die Wissenschaftler haben gemerkt, dass das keine rein wissenschaftliche Debatte ist“, sagt Bob Ward von der London School of Economics, „sondern dass hier auch viel Politik im Spiel ist.“ Ward forderte bereits 2006 für die altehrwürdige britische Royal Society den Ölmulti Exxon auf, die Finanzierung von Klimaskeptikern einzustellen. Denn die führen seit den achtziger Jahren eine Rufmordkampagne, zu der sich mächtige wirtschaftliche und politische Interessen, journalistische Fehlleistungen und drittklassige Wissenschaft verbündet haben. Bereits 2007 wies die US-Organisation „Union of Concerned Scientists“ in einem umfangreichen Report anhand interner Dokumente und Mails nach, dass die Skeptiker in den USA einer konzertierten Strategie der weltgrößten Ölfirma ExxonMobil und konservativen Thinktanks folgten, in Verbund mit der Bush-Regierung.

Wie wenig Skrupel manche kennen, demonstriert auch der ehemalige französische Forschungsministers und Skeptiker-Guru Claude Allègre. Sein neues Buch enthält eine lange Liste von Rechenfehlern, falschen Bezügen und schlichtem Nonsens. Das Schmähwerk gehörte 2010 zu den Bestsellern in Frankreich.

Das neueste Buch der Historikerin und Expertin für die Skeptikerszene, Naomi Oreskes von der University of San Diego, bestätigt: Nach dem Vorbild der Tabakindustrie wurden unerwünschte Forschungsergebnisse und kritische Wissenschaftler systematisch bekämpft. Eine „Klimaverschwörung“, wie es vor allem Republikaner in den USA den Wissenschaftlern und dem IPCC vorhalten, gibt es tatsächlich – aber aufseiten der Skeptiker. „Man hat den Eindruck, dass es da eine Menge psychologische Projektion gibt“, sagt Naomi Oreskes, „denn vieles, was die Skeptiker den Wissenschaftler vorwerfen, praktizieren sie selbst.“

Schon der Ort der Auseinandersetzung ist ein Pluspunkt für die Skeptiker. Sie bringen ihre Thesen nicht in der wissenschaftlichen Literatur mit ihren strengen Prüfkriterien unter, sondern in den Medien. Die spielen in der Debatte oft eine unrühmliche Rolle. Es fehlt an Zeit und Sachverstand, viele Wissenschaftsredaktionen wurden ausgedünnt oder abgeschafft. Vor allem in den USA, so zeigen Studien, ist der Eindruck erweckt worden, es gebe keinen Konsens unter den Wissenschaftlern zum Klimawandel. In Wirklichkeit gab und gibt es eine fast völlige Übereinstimmung über die Erderwärmung, diskutiert wird nur noch das Ausmaß.

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Hier ein exzellenter Artikel des 350.org-Gründers Bill McKibben, publiziert am 4.8.10 bei TomDispatch.com

We’re Hot as Hell and We’re Not Going to Take It Any More

Three Steps to Establish a Politics of Global Warming
By Bill McKibben

Try to fit these facts together:

According to the National Oceanic and Atmospheric Administration, the planet has just come through the warmest decade, the warmest 12 months, the warmest six months, and the warmest April, May, and June on record.

* A “staggering” new study from Canadian researchers has shown that warmer seawater has reduced phytoplankton, the base of the marine food chain, by 40% since 1950.

Nine nations have so far set their all-time temperature records in 2010, including Russia (111 degrees), Niger (118), Sudan (121), Saudi Arabia and Iraq (126 apiece), and Pakistan, which also set the new all-time Asia record in May: a hair under 130 degrees. I can turn my oven to 130 degrees.

* And then, in late July, the U.S. Senate decided to do exactly nothing about climate change. They didn’t do less than they could have — they did nothing, preserving a perfect two-decade bipartisan record of no action. Senate majority leader Harry Reid decided not even to schedule a vote on legislation that would have capped carbon emissions.

I wrote the first book for a general audience on global warming back in 1989, and I’ve spent the subsequent 21 years working on the issue. I’m a mild-mannered guy, a Methodist Sunday School teacher. Not quick to anger. So what I want to say is: this is fucked up. The time has come to get mad, and then to get busy.

For many years, the lobbying fight for climate legislation on Capitol Hill has been led by a collection of the most corporate and moderate environmental groups, outfits like the Environmental Defense Fund. We owe them a great debt, and not just for their hard work. We owe them a debt because they did everything the way you’re supposed to: they wore nice clothes, lobbied tirelessly, and compromised at every turn.

By the time they were done, they had a bill that only capped carbon emissions from electric utilities (not factories or cars) and was so laden with gifts for industry that if you listened closely you could actually hear the oinking. They bent over backwards like Soviet gymnasts.  Senator John Kerry, the legislator they worked most closely with, issued this rallying cry as the final negotiations began: „We believe we have compromised significantly, and we’re prepared to compromise further.”

And even that was not enough. They were left out to dry by everyone — not just Reid, not just the Republicans. Even President Obama wouldn’t lend a hand, investing not a penny of his political capital in the fight.

The result: total defeat, no moral victories.

Now What?

So now we know what we didn’t before: making nice doesn’t work. It was worth a try, and I’m completely serious when I say I’m grateful they made the effort, but it didn’t even come close to working. So we better try something else.

Step one involves actually talking about global warming.  For years now, the accepted wisdom in the best green circles was: talk about anything else — energy independence, oil security, beating the Chinese to renewable technology. I was at a session convened by the White House early in the Obama administration where some polling guru solemnly explained that “green jobs” polled better than “cutting carbon.”

No, really?  In the end, though, all these focus-group favorites are secondary.  The task at hand is keeping the planet from melting. We need everyone — beginning with the president — to start explaining that basic fact at every turn.

It is the heat, and also the humidity.  Since warm air holds more water than cold, the atmosphere is about 5% moister than it was 40 years ago, which explains the freak downpours that seem to happen someplace on this continent every few days.

It is the carbon — that’s why the seas are turning acid, a point Obama could have made with ease while standing on the shores of the Gulf of Mexico. “It’s bad that it’s black out there,” he might have said, “but even if that oil had made it safely ashore and been burned in our cars, it would still be wrecking the oceans.” Energy independence is nice, but you need a planet to be energy independent on.

Mysteriously enough, this seems to be a particularly hard point for smart people to grasp. Even in the wake of the disastrous Senate non-vote, the Nature Conservancy’s climate expert told New York Times columnist Tom Friedman, “We have to take climate change out of the atmosphere, bring it down to earth, and show how it matters in people’s everyday lives.” Translation: ordinary average people can’t possibly recognize the real stakes here, so let’s put it in language they can understand, which is about their most immediate interests. It’s both untrue, as I’ll show below, and incredibly patronizing. It is, however, exactly what we’ve been doing for a decade and clearly, It Does Not Work.

Step two, we have to ask for what we actually need, not what we calculate we might possibly be able to get. If we’re going to slow global warming in the very short time available to us, then we don’t actually need an incredibly complicated legislative scheme that gives door prizes to every interested industry and turns the whole operation over to Goldman Sachs to run.  We need a stiff price on carbon, set by the scientific understanding that we can’t still be burning black rocks a couple of decades hence. That undoubtedly means upending the future business plans of Exxon and BP, Peabody Coal and Duke Energy, not to speak of everyone else who’s made a fortune by treating the atmosphere as an open sewer for the byproducts of their main business.

Instead they should pay through the nose for that sewer, and here’s the crucial thing: most of the money raised in the process should be returned directly to American pockets. The monthly check sent to Americans would help fortify us against the rise in energy costs, and we’d still be getting the price signal at the pump to stop driving that SUV and start insulating the house. We also need to make real federal investments in energy research and development, to help drive down the price of alternatives — the Breakthrough Institute points out, quite rightly, that we’re crazy to spend more of our tax dollars on research into new drone aircraft and Mars orbiters than we do on photovoltaics.

Yes, these things are politically hard, but they’re not impossible. A politician who really cared could certainly use, say, the platform offered by the White House to sell a plan that taxed BP and actually gave the money to ordinary Americans. (So far they haven’t even used the platform offered by the White House to reinstall the rooftop solar panels that Jimmy Carter put there in the 1970s and Ronald Reagan took down in his term.)

Asking for what you need doesn’t mean you’ll get all of it.  Compromise still happens. But as David Brower, the greatest environmentalist of the late twentieth century, explained amid the fight to save the Grand Canyon: “We are to hold fast to what we believe is right, fight for it, and find allies and adduce all possible arguments for our cause. If we cannot find enough vigor in us or them to win, then let someone else propose the compromise. We thereupon work hard to coax it our way. We become a nucleus around which the strongest force can build and function.”

Which leads to the third step in this process. If we’re going to get any of this done, we’re going to need a movement, the one thing we haven’t had. For 20 years environmentalists have operated on the notion that we’d get action if we simply had scientists explain to politicians and CEOs that our current ways were ending the Holocene, the current geological epoch. That turns out, quite conclusively, not to work. We need to be able to explain that their current ways will end something they actually care about, i.e. their careers. And since we’ll never have the cash to compete with Exxon, we better work in the currencies we can muster: bodies, spirit, passion.

Movement Time

As Tom Friedman put it in a strong column the day after the Senate punt, the problem was that the public “never got mobilized.” Is it possible to get people out in the streets demanding action about climate change? Last year, with almost no money, our scruffy little outfit, 350.org, managed to organize what Foreign Policy called the “largest ever coordinated global rally of any kind” on any issue — 5,200 demonstrations in 181 countries, 2,000 of them in the U.S.A.

People were rallying not just about climate change, but around a remarkably wonky scientific data point, 350 parts per million carbon dioxide, which NASA’s James Hansen and his colleagues have demonstrated is the most we can have in the atmosphere if we want a planet “similar to the one on which civilization developed and to which life on earth is adapted.” Which, come to think of it, we do. And the “we,” in this case, was not rich white folks. If you look at the 25,000 pictures in our Flickr account, you’ll see that most of them were poor, black, brown, Asian, and young — because that’s what most of the world is. No need for vice-presidents of big conservation groups to patronize them: shrimpers in Louisiana and women in burqas and priests in Orthodox churches and slumdwellers in Mombasa turned out to be completely capable of understanding the threat to the future.

Those demonstrations were just a start (one we should have made long ago). We’re following up in October — on 10-10-10 — with a Global Work Party. All around the country and the world people will be putting up solar panels and digging community gardens and laying out bike paths. Not because we can stop climate change one bike path at a time, but because we need to make a sharp political point to our leaders: we’re getting to work, what about you?

We need to shame them, starting now. And we need everyone working together. This movement is starting to emerge on many fronts. In September, for instance, opponents of mountaintop removal are converging on DC to demand an end to the coal trade. That same month, Tim DeChristopher goes on trial in Salt Lake City for monkey-wrenching oil and gas auctions by submitting phony bids.  (Naomi Klein and Terry Tempest Williams have called for folks to gather at the courthouse.)

The big environmental groups are starting to wake up, too.  The Sierra Club has a dynamic new leader, Mike Brune, who’s working hard with stalwarts like Greenpeace and Friends of the Earth. (Note to enviro groups: working together is fun and useful). Churches are getting involved, as well as mosques and synagogues. Kids are leading the fight, all over the world — they have to live on this planet for another 70 years or so, and they have every right to be pissed off.

But no one will come out to fight for watered down and weak legislation. That’s not how it works. You don’t get a movement unless you take the other two steps I’ve described.

And in any event it won’t work overnight.  We’re not going to get the Senate to act next week, or maybe even next year. It took a decade after the Montgomery bus boycott to get the Voting Rights Act. But if there hadn’t been a movement, then the Voting Rights Act would have passed in… never. We may need to get arrested.  We definitely need art, and music, and disciplined, nonviolent, but very real anger.

Mostly, we need to tell the truth, resolutely and constantly. Fossil fuel is wrecking the one earth we’ve got. It’s not going to go away because we ask politely. If we want a world that works, we’re going to have to raise our voices.

Bill McKibben is founder of 350.org and the author, most recently, of Eaarth: Making a Life on a Tough New Planet. Earlier this year the Boston Globe called him “probably the country’s leading environmentalist” and Time described him as “the planet’s best green journalist.” He’s a scholar in residence at Middlebury College. To hear him discuss why the public needs to lead the fight against global warming in Timothy MacBain’s latest TomCast audio interview, click here or, to download it to your iPod, here.

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